Über Ordnungsrufe und "Postkommunisten"
Ist "Postkommunist" ein Schimpfwort? Wir stellen diese Frage nicht einfach so, sondern berufen uns auf eine Überschrift in der Freitagsausgabe der Zeitung mit den vier großen Buchstaben im Logo. Das Skandal-Blatt, wie die meisten anderen Medien hierzulande alles andere ein Freund des nationalen Lagers, berichtet dann nachstehend über einen Vorfall in der letzten Sitzung des Landtags:
"Ist eigentlich schon deshalb alles falsch und böse, weil es ein Rechtsextremist sagt? Wegen der Bezeichnung der Linken als "Postkommunisten" hat der NPD-Landtagsabgeordnete Tino Müller (29) gestern zwei Ordnungsrufe von der stellvertretenden Landtagspräsidentin Renate Holznagel (57, CDU) kassiert. Der gelernte Maurer hatte in einer Debatte über einen Antrag der Linken zur Bekämpfung der Kinderarmut gesagt, als "Postkommunisten" seien die Linken selbst an der Kinderarmut schuld. Als Müller forderte, die Beseitigung der Kinderarmut brauche "mehr als die leeren Worthülsen der Postkommunisten", gab es eine weiteren Ordnungsruf. Einen dritten Ordnungsruf zog Holznagel aufgrund eines Missverständnisses zurück. Nach drei Ordnungsrufen wird einem Abgeordneten das Rederecht entzogen.
Der innenpolitische Sprecher der Linken, Peter Ritter (48, Ex-Politoffizier der NVA), warf Müller anschließend "Volksverdummung" und das Verbreiten von "faschistischer Ideologie" vor. Starker Tobak, denn: Der Begriff "Postkommunisten" (post = nach/danach) in Bezug auf die SED/PDS/Linke ist weit verbreitet und historisch richtig. Er wurde wiederholt von führenden CDU- oder FDP-Politikern, aber selbst von SPD-Größen wie Willy Brandt oder Gerhard Schröder verwendet".
Sicherlich, Ritter hatte Müller zwar wegen seiner im NPD-Fraktionsblatt "Ordnungsruf" gemachten Ausführungen zur nationalen Familienpolitik attackiert ("faschistische deutsche Ideologie"), was an der Richtigkeit der Bezeichnung "Postkommunist" aber nicht das Geringste zu ändern vermag.
Gewiß, das Frontblatt des Springer-Imperiums bevorzugt generell die schrillen Töne, egal, ob es sich ums Privatleben von "Stars" und Sternchen, um zerhackte Kinderleichen oder Kannibalen aus Rotenburg und anderswo handelt. Hie und da berichtet man auch aus den "Hohen Häusern" dieser Republik. Die Schweriner Zentrale liefert den Schreiberlingen des Boulevard-Blattes ab und an Zündstoff, vielleicht nicht ganz so schrill, aber immerhin.
Andere, im Schweriner Schloß zu vernehmende Töne sind vielleicht weniger schlagzeilenträchtig, verdienen es aber auch, Erwähnung zu finden. In derselben Sitzung hielt der NPD-Abgeordnete Raimund Borrmann einen Redebeitrag über Zwangs-Adoptionen in der DDR. Der Vortrag begann mit den Worten: "Stimme des Blutes, so lautet der Titel einer CD mit Musik der Hildegard von Bingen."
Borrmann hatte die Worte gerade gesprochen, als im Landtags-Präsidium heftiges Tuscheln einsetzte. Es folgte eine Unterbrechung. Er, Borrmann, möge doch bitte zuerst die Quelle nennen, damit alle Abgeordneten wüßten, worum es überhaupt geht.
Da faßt man sich an den Kopf: Ist es nicht gleich, ob die Quelle nun vor oder nach dem Zitat genannt wird? "Borrmann sagte:" – " … ,sagte Borrmann". Eigentlicher Hintergrund der Aktion: In der Plenarwoche zuvor konnte Borrmann seine Rede zum selben Thema erst gar nicht halten. Landtagspräsidentin Sylvia Bretschneider hatte hinter "Voice of the Blood", so der englische Titel der CD mit Liedern der deutschen Mystikerin (um 1098 bis 1179), die verbotene Musikscheibe einer sogenannten Rechtsrock-Band vermutet.
In diesen Situationen erwachen Erinnerungen ans Petermännchen, jenen sagenumwobenen Wächter des Schlosses. Der Kobold trieb zwar manch derben Spaß, war aber Schützer der Wahrhaftigkeit. So trug es sich zu, daß im Schloß ein Schmuckdiebstahl verübt wurde. Der Verdacht lastete zunächst auf einem Diener, der im Verlies landete. Petermännchen, über den wahren Täter bestens informiert, kümmerte sich um den armen Mann. Dem Dieb aber riß er die gestohlenen Sachen aus der Tasche, so daß die Wahrheit bald ans Tageslicht kam.
Quelle: www.npd-mv.de
Erstellt am Montag, 19. November 2007
"Ist eigentlich schon deshalb alles falsch und böse, weil es ein Rechtsextremist sagt? Wegen der Bezeichnung der Linken als "Postkommunisten" hat der NPD-Landtagsabgeordnete Tino Müller (29) gestern zwei Ordnungsrufe von der stellvertretenden Landtagspräsidentin Renate Holznagel (57, CDU) kassiert. Der gelernte Maurer hatte in einer Debatte über einen Antrag der Linken zur Bekämpfung der Kinderarmut gesagt, als "Postkommunisten" seien die Linken selbst an der Kinderarmut schuld. Als Müller forderte, die Beseitigung der Kinderarmut brauche "mehr als die leeren Worthülsen der Postkommunisten", gab es eine weiteren Ordnungsruf. Einen dritten Ordnungsruf zog Holznagel aufgrund eines Missverständnisses zurück. Nach drei Ordnungsrufen wird einem Abgeordneten das Rederecht entzogen.
Der innenpolitische Sprecher der Linken, Peter Ritter (48, Ex-Politoffizier der NVA), warf Müller anschließend "Volksverdummung" und das Verbreiten von "faschistischer Ideologie" vor. Starker Tobak, denn: Der Begriff "Postkommunisten" (post = nach/danach) in Bezug auf die SED/PDS/Linke ist weit verbreitet und historisch richtig. Er wurde wiederholt von führenden CDU- oder FDP-Politikern, aber selbst von SPD-Größen wie Willy Brandt oder Gerhard Schröder verwendet".
Sicherlich, Ritter hatte Müller zwar wegen seiner im NPD-Fraktionsblatt "Ordnungsruf" gemachten Ausführungen zur nationalen Familienpolitik attackiert ("faschistische deutsche Ideologie"), was an der Richtigkeit der Bezeichnung "Postkommunist" aber nicht das Geringste zu ändern vermag.
Gewiß, das Frontblatt des Springer-Imperiums bevorzugt generell die schrillen Töne, egal, ob es sich ums Privatleben von "Stars" und Sternchen, um zerhackte Kinderleichen oder Kannibalen aus Rotenburg und anderswo handelt. Hie und da berichtet man auch aus den "Hohen Häusern" dieser Republik. Die Schweriner Zentrale liefert den Schreiberlingen des Boulevard-Blattes ab und an Zündstoff, vielleicht nicht ganz so schrill, aber immerhin.
Andere, im Schweriner Schloß zu vernehmende Töne sind vielleicht weniger schlagzeilenträchtig, verdienen es aber auch, Erwähnung zu finden. In derselben Sitzung hielt der NPD-Abgeordnete Raimund Borrmann einen Redebeitrag über Zwangs-Adoptionen in der DDR. Der Vortrag begann mit den Worten: "Stimme des Blutes, so lautet der Titel einer CD mit Musik der Hildegard von Bingen."
Borrmann hatte die Worte gerade gesprochen, als im Landtags-Präsidium heftiges Tuscheln einsetzte. Es folgte eine Unterbrechung. Er, Borrmann, möge doch bitte zuerst die Quelle nennen, damit alle Abgeordneten wüßten, worum es überhaupt geht.
Da faßt man sich an den Kopf: Ist es nicht gleich, ob die Quelle nun vor oder nach dem Zitat genannt wird? "Borrmann sagte:" – " … ,sagte Borrmann". Eigentlicher Hintergrund der Aktion: In der Plenarwoche zuvor konnte Borrmann seine Rede zum selben Thema erst gar nicht halten. Landtagspräsidentin Sylvia Bretschneider hatte hinter "Voice of the Blood", so der englische Titel der CD mit Liedern der deutschen Mystikerin (um 1098 bis 1179), die verbotene Musikscheibe einer sogenannten Rechtsrock-Band vermutet.
In diesen Situationen erwachen Erinnerungen ans Petermännchen, jenen sagenumwobenen Wächter des Schlosses. Der Kobold trieb zwar manch derben Spaß, war aber Schützer der Wahrhaftigkeit. So trug es sich zu, daß im Schloß ein Schmuckdiebstahl verübt wurde. Der Verdacht lastete zunächst auf einem Diener, der im Verlies landete. Petermännchen, über den wahren Täter bestens informiert, kümmerte sich um den armen Mann. Dem Dieb aber riß er die gestohlenen Sachen aus der Tasche, so daß die Wahrheit bald ans Tageslicht kam.