Vorsicht bei Birnen aus der Türkei

Auf gravierende Mängel bei eingeführtem Obst wird im Jahresbericht der staatlichen Lebensmittel-Überwachung verwiesen. Importfrüchte aus der Türkei beispielsweise enthalten eine hohe Konzentration von Pflanzenschutzmitteln. Das baden-württembergische Verbraucherschutz-Ministerium sah sich einem Zeitungsbericht zufolge sogar genötigt, vor dem Verzehr der Früchte ausdrücklich zu warnen. Meßbar seien Rückstände von Schwermetallen, Giften, Pflanzenschutzmitteln und Tierarzneien.

Der Rostocker NPD-Stadtverordnete David Petereit erkundigte sich im Rahmen einer Anfrage, welche Anstrengungen beispielsweise die Hansestadt unternimmt, „um laufend die Belastung mit Schadstoffen von Obst und Gemüse festzustellen, zu überwachen und gegebenenfalls die Bevölkerung zu warnen“.

Flächendeckende Information fehlt

Gewiß, die recht umfangreiche Antwort enthält Hinweise auf Möglichkeiten der Information. So veröffentlicht das Landesamt für Landwirtschaft, Lebensmittelsicherheit und Fischerei M-V (LALLF) in seinen Jahrbüchern relevante Ergebnisse zur amtlichen Lebensmittelüberwachung im Nordosten, so auf vier Seiten auch zu Pflanzenschutzmittel-Rückständen bei frischem Obst und Gemüse (siehe auch http://www.lallf.de/Veröffentlichungen/Broschüren/Jahrbuch 2008).

Wer aber ahnt sozusagen aus dem Stand heraus, daß er die ihn interessierenden Fakten und Hintergründe auf der Netzseite des LALLF finden kann? Wohl die wenigsten, derweil Landesregierung, Kommunen und Kreise ihrerseits darauf verweisen können, der viel zitierten „Informationspflicht“ Genüge getan zu haben. Praktischer wären da eher amtliche Verlautbarungen in Tageszeitungen und kostenlosen Werbeblättern, um auf diese Weise eine möglichst hohe Zahl von Bürgern zu erreichen.

Schnellwarnungen zu Amitraz-Rückständen

Dennoch sind in der Antwort der Rostocker Stadtobrigkeit noch einige Zahlen enthalten. 2008 gab’s immerhin 33 so genannte Schnellwarnungen zu Amitraz* auf Birnen, davon 23 aus der BRD und zehn aus Österreich. Im zu Ende gehenden Jahr waren es bislang neun Schnellwarnungen zu Amitraz-Rückständen auf Birnen aus anderen Staaten. „In Birnenproben aus dem Handel M-V waren im Jahr 2008 und 2009 keine Beanstandungen wegen Pflanzenschutz-Rückständen festzustellen“. 2008 untersuchte das LALLF insgesamt 15 Birnenproben, wobei die Früchte aus der BRD, den Niederlanden, Südafrika, Argentinien, Belgien und Italien stammten.

„Birnen-Alarm“, doch „Regional bleibt erste Wahl“!

„Sorgenkind“ bleibt die mit aller Macht in den EU-Bereich strebende Türkische Republik. Die EU-Kommission sah sich im November endlich genötigt, mit der Entscheidung 2009/835/EG Notfallmaßnahmen einzuleiten, nachdem in den Jahren 2007, 2008 und 2009 wiederholt gemeldet worden war, „daß bei Birnen mit Ursprung in der Türkei ein Amitrazgehalt festgestellt wurde, der die akute Referenzdosis ... für dieses Schädlingsbekämpfungsmittel übersteigt“. Weiter heißt es in der Entscheidung der Kommission: „Angesicht der hohen potentiellen Risiken für europäische Verbraucher sollten die Mitgliedsstaaten mindestens 10 % der Sendungen mit Birnen mit Ursprung in der Türkei bei der Einfuhr auf das Vorhandensein von Amitraz kontrollieren“. Bereits in Verkehr gebrachte Sendungen sollen einer amtlichen Kontrolle unterzogen werden; anwendbar sind die Kontrollen ab dem 25. Januar 2010.

Die NPD wird am Thema dranbleiben, wobei für bewußte und kritische Zeitgeister nach wie vor das Motto „Regional bleibt erste Wahl!“ gilt und das auch bei Birnen!

* Amitraz ist als Arzneistoff bekannt. Anwendung findet er in der Tiermedizin – dort wird er gegen Ektoparasiten wie Milben und Insekten eingesetzt -, aber auch als insektizider Wirkstoff in Pflanzenschutzmitteln, die unter anderem gegen Birnblattsauger und Spinnmilben bei Kernobst zur Anwendung gebracht werden können. In der Türkei haben sich in den zurückliegenden Jahren die Intoxinationen vor allem bei Kindern gehäuft, wobei die Patienten unter Symptomen wie Bewußtseinsstörungen, Schwindel, Erbrechen, Desorientierung oder generalisierten Anfällen litten. Todesfälle sind nicht bekannt, doch wer weiß schon um die langfristigen Wirkungen ...
Quelle: www.npd-mv.de Erstellt am Sonntag, 20. Dezember 2009