Bürgermeister Galander, der große Kämpfer gegen Rechts und für Demokratie, äußerte einmal sinngemäß, er wünsche sich eigentlich eher eine Demokratur. Was er darunter verstand, erläuterte er nicht näher. Unwillkürlich denkt man an Walter Ulbricht, dessen Devise lautete: "Es muß demokratisch aussehen, aber wir müssen alles in der Hand haben"!
An den Zuständen im Rathaus kann aber zumindest abgelesen werden, wie so eine Demokratur in der Praxis funktioniert. Es geht zu wie am Hofe eines äußerst launischen und unberechenbaren orientalischen Sultans. Wer heute noch hoch in der Gunst steht, von dem kann sich schon im nächsten Moment die Gnadensonne abrupt abwenden, um dann vielleicht dennoch wieder um so heller zu scheinen. Der Ordnungsamtsleiter Dirk Bierwerth wurde von Galander fallengelassen wie eine heiße Kartoffel, nachdem er einmal die falsche politische Versammlung besucht hatte. Es herrschte schon Lynchstimmung. Aber plötzlich drehte sich alles, und der Bürgermeister höchstpersönlich rechnete es sich als Ehre an, Bierwerth zur Goldenen Ehrennadel der Stadt gratulieren zu dürfen. Was für Wendungen!
Noch in Ungnade befindet sich der ehemalige Bauamtsleiter Brambach. Er hatte es gewagt, der Firma der Bürgermeister-Lebensgefährtin nicht die nötige Ehrerbietung zu erweisen. Für Galander war das wohl eine Art Hochverrat. Der zuständige Arbeitsrichter nannte es freie Meinungsäußerung. Weil er von dieser Gebrauch gemacht hatte, wurde Brambach fristlos gefeuert, am Personalrat und am Hauptausschuß vorbei, als ob es keine Gesetze, sondern allein Galanders allerhöchsten Willen gäbe. Zwar erklärte das Gericht die Kündigung für unrechtmäßig. Dank einer schlauerweise eingefädelten Verwaltungsumstellung existiert aber der Posten des Bauamtsleiters nicht mehr, und leider, leider ist es furchtbar schwer, für Brambach noch eine Verwendung zu finden.
Aus all dem ist nicht nur zu ersehen, wie brutal im Rathaus mit Menschen umgegangen wird. Man erkennt auch, was von unserem Arbeitsrecht zu halten ist. Prozesse dauern ewig, Urteile sind leicht zu unterlaufen. Vom Rechtstaat ist es nicht weit bis zur reinen Willkür. Wer dieser wohl als nächster in unserer Stadtverwaltung zum Opfer fällt, wird sich zeigen. Glücklich sollte sich jeder schätzen, der nicht in der Verwaltung arbeiten muß!
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Erstellt am Donnerstag, 11. Oktober 2007