Seebad Heringsdorf: Was kostet ein Kind?

Wie teuer ist ein Kind in der BRD? Das ist wohl schwer zu sagen, nur ist es gut zu wissen das diese Kosten die Eltern nicht alleine tragen. Der Staat springt ein und sorgt z.B. dafür, daß man das Liebste was man hat, tagsüber in eine Betreuungseinrichtung - den Kindergarten - bringen kann. Dafür ist die BRD ein Sozialstaat und dafür zahlen wir alle fleißig in die Sozialkassen ein. So werden Kindergärten finanziert und die Eltern müssen noch einen erheblichen Teil dazuzahlen, damit das Kind betreut wird. Soweit klingt das alles recht sinnvoll, die Kindergärten sind öffentliches Eigentum und stehen unter öffentlicher Kontrolle durch Länder, Gemeinden und Kommunen.

Wäre da nur nicht diese phänomenale kapitalistische Marktwirtschaft. Denn die ganz großen Politiker verkaufen schon lange alles was dem Volk gehört. Die Post, die Bahn, Strom, Krankenhäuser und sogar Wasser, das eigentlich niemanden so wirklich gehören kann. Das was die Großen da machen können aber auch die kleinen Provinzpolitiker… in jeder Gemeinde überall in Deutschland. Nur haben gerade wir auf der Insel Usedom, oder besser in Heringsdorf das Glück, das unser Bürgermeister Klaus Kottwittenborg auch mal ein Großer werden möchte. Was macht er also? Er verkauft öffentliches Eigentum.

Seine erste Übung: Profit gegen Gemeinnützigkeit.

Wie macht er das? Ganz einfach. Der Klaus und seine Mitstreiter in der Gemeinde verkaufen den Schulhort und den Kindergarten in Heringsdorf. Warum? Vielleicht weil Kinder einfach zu teuer sind für die Gemeinde? Vielleicht hat die Gemeinde nur noch Geld für riesige Verwaltungspaläste oder grandiose Kunstwerke von monumentaler Schönheit, die die Flaniermeilen der Touristen verschönern. Oder fehlt der Gemeinde das Geld, weil alle große Supermärkte und die riesigen Hotels gar keine Steuern an sie zahlen, damit wir auch ja alle 200-Meter einen dieser eindrucksvollen Konsumtempel betreten dürfen? Wir wissen es nicht und sollen es auch gar nicht wissen.

Blicken wir noch mal auf den Heringsdorfer Kindergarten. Der wurde nun "übergeben" an die Volksolidarität. Ein Verein der vom Steuerzahler mit Millionen gefördert wird, da er gemeinnützig zu sein scheint, aber dennoch als oberstes Ziel seiner Tätigkeit den Profit stehen hat. Das bedeutet im Klartext, daß unsere Kinder fortan dem Zwang des Marktes unterliegen. Sicher, die Preise könnten fallen und man wird das eine oder andere verändern und vielleicht sogar zum Guten. Nur alles unter den Argusaugen der sparsamen Verwaltungsleiterinnen der Volkssolidarität. Da werden gnadenlos Erziehergehälter gekürzt, Urlaubsgelder gestrichen oder, so der Profit es will, auch mal ein Mitarbeiter entlassen, denn schließlich kann man nicht haufenweise unwirtschaftliche Leute für die Erziehung der Kinder und die Pflege des Kindergartens einsetzen. Angenommen, Sie würden heute für Ihre Arbeit weniger bekommen, dann machen sie morgen ihre Arbeit nicht mit der gleichen Freude und der gleichen Motivation wie vorher. Die Qualität der Arbeit, die geleistet wird, verschlechtert sich doch fast zwingend.

Es ist auch angedacht daß man die Arbeiterinnen bei akuter Unterbeschäftigung auf andere Einrichtungen verteilt. Die Arbeit die früher 3 erledigt haben kann doch auch eine Erzieherin erledigen? Klingt logisch? Nein… klingt gierig!

Vereine wie die Volkssolidarität arbeiten wie ganz normale Unternehmen und was sich nicht rentiert wird abgeschafft. Man muß sich vorstellen, das diese Leute so skrupellos sind und mit einer so wichtigen Tätigkeit wie der Kinderbetreuung Geld verdienen wollen. Das passiert bei öffentlichen Kindergärten nicht so schnell. Die Gemeinde, als Träger des Kindergartens ist kein Unternehmen und muß keinen Gewinn erwirtschaften. Im Vordergrund steht die Versorgung der Kinder und die sollte im Optimalfall nicht mehr Kosten als die Eltern und der Staat für ein Kind bezahlen. Denn etwas Grundlegendes wie die Kinderbetreuung muß keinen Gewinn abwerfen, es muß reibungslos und bestmöglichst funktionieren, ohne ein Verlustgeschäft für den Staat, also auch für den Steuerzahler, zu sein.

Bürgermeister wie Klaus Kottwittenborg haben in der Politik nichts verloren. Ist man doch als Politiker verantwortlich, daß es ein Gleichgewicht zwischen den sozialen Grundbedürfnissen der Menschen und den Gewinninteressen der Unternehmer gibt. Das ganze hat sogar einen klangvollen Namen: "Soziale Marktwirtschaft" heißt dieses Gebilde. Ob Klaus schon jemals davon etwas gehört hat? Sicher nicht.

Denn nicht nur das er die Kinder dem freien Markt überlässt… auch langjährige Mitarbeiter der Kindereinrichtungen werden gezwungen sich dem Arbeitsmarkt zu öffnen. Was nichts weiter heißt das nach einer gewissen Übergangsfrist einige Kollegen in Kindergarten oder Schulhort entlassen werden und dann vielleicht nach jahrzehntelanger Tätig keine Anstellung mehr finden. Was traurigerweise dazu führt, das man von Sozialagenturen zu 1-Euro-Sklaventätigkeit verdonnert wird und man seine Wohnung aufgeben muß, um den Standard vom „Förderungsfähigen Wohnraum“ zu entsprechen. Nun vielleicht bietet die Volkssolidarität dann Hilfe an! Wenn das Geld für Nahrungsmittel knapp wird einfach mal anfragen. Ein gemeinnütziger Wohlfahrtsverein hat doch sicher eine warme Mahlzeit und ein Zimmer übrig, um denen zu helfen, die Opfer des zügellosen Raubtierkapitalismus geworden sind. Oder gehören diese schon selber zu den Raubtieren in diesem perversen System von Profitgier und Ausbeutung?
zurück | drucken Erstellt am Freitag, 23. Februar 2007