Die Nachricht hinter der Nachricht

Die Arbeitslosenzahl ist weiter gesunken, wie immer natürlich nach offizieller Lesart.

"Wir haben wieder einen Job. 12,7 % - so wenig Arbeitslose gab es nur kurz nach der deutschen Einheit – vor allem junge Leute unter 25 fanden wieder Beschäftigung". So prangte es am 1. Oktober der Leserschaft des früheren SED-Blatts Ostsee-Zeitung entgegen. Zehn mit Fotos abgebildete Personen aus verschiedenen Regionen sollten der Jubelmeldung die rechte Würze verleihen.

Natürlich ist es nur recht und billig, sich für die Genannten zu freuen, wobei neun der zehn Frauen und Männer laut Angaben eben nicht unter 25 Jahre alt sind, sondern zu einem guten Teil darüberliegen. Womöglich waren gerade keine unter 25jährigen "vorrätig", ist doch die Altersgruppe "U 25", wie allgemein bekannt, noch immer von einer hohen Abwanderung in andere Bundesländer oder gleich ins Ausland betroffen.

Die immer noch Erwerbslosen tangiert die gedrechselte OZ-Schlagzeile überdies wohl eher rektal. Auf Deutsch: Sie geht ihnen glatt am Allerwertesten vorbei. Böse Zungen behaupten gar, daß es sich um geschönte Statistiken handeln würde.

Redakteur redet Klartext

Ähnliche Gedanken müssen wohl den OZ-Redakteur Thomas Luczak bewegt haben, als er seinen durchaus wohlschmeckenden Senf dazugab. "Halbe Wahrheit" überschrieb er seinen Kommentar, in dem es unter anderem heißt: "Zugegeben – die die Agentur für Arbeit gestern auf den Tisch legte, wirken beeindruckend: Mecklenburg-Vorpommern hat die geringste September-Arbeitslosenquote seit dem Jahr 1991, rund 4800 weniger Arbeitslose als im vergangenen Monat, sogar 19 500 weniger als im September 2007.

Was die Rekord-Statistik verschweigt: Insbesondere im Nordosten nimmt die Anzahl der sogenannten prekären Beschäftigungsverhältnisse zu. (...) ... Immer mehr Menschen halten sich mit schlecht bezahlter Teil- oder auch Vollzeitarbeit sowie Ein-Euro-Jobs über Wasser. Leiharbeit boomt. Gleiches gilt für mehr oder weniger gut qualifizierte (und honorierte) Stellen in der Callcenter-Branche.

Dazu kommt: All diejenigen, die sich von einer Qualifizierungsmaßnahme zur nächsten hangeln, sind von der Statistik nicht erfasst. Ebenfalls nicht eingeschlossen werden Tausende Hartz-IV-Empfänger, die überhaupt nicht arbeitslos gemeldet sind.
Deshalb: Grenzenloser Jubel ist unangebracht. Schließlich ist die Arbeitslosigkeit in MV noch immer doppelt so hoch wie im Westen Deutschlands. Auf zehn registrierte Arbeitslose kommt gerade mal eine offene Stelle. ..."

NPD-Antrag gegen Schönfärberei

Um dem Statistik-Schwindel ein Ende zu bereiten, hatte die NPD-Landtagsfraktion bereits im April 2008 einen Antrag mit dem Titel "Der Öffentlichkeit wirklichkeitsgetreue Arbeitslosenstatistiken vorlegen" gestellt (Drucksache 5/1400).
Die Blockparteien lehnten ihn ab, darunter auch die FDP-Abgeordneten, deren Landesvorsitzender sich kurz zuvor gegen das Sich-Selbst-Belügen auf diesem Gebiet ausgesprochen hatte. Und so feiert die Schönfärberei eben auch hierzulande weiter fröhliche Urständ’.

Quelle: NPD-Fraktion-MV
zurück | drucken Erstellt am Dienstag, 14. Oktober 2008