Heimatkunde statt Religionsunterricht!

Heimatkunde statt Religionsunterricht!


Wegen der Forderung des Humanistischen Verbands Deutschland (HVD) nach Ersetzung des Religionsunterrichtes durch das Fach Lebenskunde-Ethik-Religion (LER) ist eine alte Diskussion wieder neu entflammt. Auch die "üblichen Verdächtigen" äußern sich wie von ihnen erwartet zu der Thematik. Neue Argumente sucht man allerdings vergebens. Mittels Pressemitteilungen positionieren sich die verschiedenen Berufspolitiker, aber auch die katholische Kirche. Während Armin Jäger als Chef der CDU-Landtagsfraktion in Schwerin anführt, daß der Religionsunterricht "Grundkenntnisse über die christlich geprägte abendländische Kultur" als "Fundament für eine demokratische und tolerante Gesellschaft" liefere, sieht die Katholische Kirche "die gesellschaftliche Pluralität" gefährdet und definiert auch gleich das Neutralitätsgebot neu. Demnach dürfe sich "der Staat mit keiner Religionsgemeinschaft identifizieren". Daß staatliche Neutralität gerade in diesem Fall bedeutet, daß selbiger keine Religionsgemeinschaft bevorzugt, kehrt "Schwester Cornelia", vom Orden des Sacré Coeur (Religieuses du Sacré-Coeur de Jésus = RSCJ), einfach unter den Teppich. Aber genau um die Bevorzugung der christlichen, hier speziell der evangelischen Kirche geht es dem Humanistischen Verband Deutschland.

Nicht fehlen darf natürlich die wortreiche Pressemeldung von Jürgen Seidel, Landes-Chef der CDU in Mecklenburg und Vorpommern. "Der christliche Glaube und die damit einhergehenden christlichen Werte sind aktueller und wichtiger denn je", so Seidel wörtlich. Mit fast schon missionarischem Eifer heißt es dann weiter: "In der schwierigen Zeit des Erwachsenenwerdens ist es gut, daß junge Menschen in einer Gemeinschaft aufgefangen werden, die ihnen christliche Werte und ein Menschenbild vermittelt, das auf diesen gründet. Das hilft ihnen, ihre Identität und ihren Platz in unserer Gesellschaft zu finden." Er muß sich aber schon entscheiden, der Missionar Seidel, ob er nun eine Gemeinschaft oder doch lieber eine Gesellschaft will, in der junge Menschen ihren Platz finden sollen. So oder so schützt Beten weder vor Arbeitslosigkeit und Armut, noch macht es den Hungrigen satt, und eine lebenswerte Zukunft läßt sich auch nicht herbeibeten; dafür bedarf es der mutigen Tat. Diese darf man von Berufspolitikern allerdings nicht erwarten.

Laut Armin Jäger (CDU) spräche aber der Anstieg der Teilnehmerzahl am Religionsunterricht - von 31 Prozent im Schuljahr 2003/2004 auf 41 Prozent im Schuljahr 2006/07 - gegen die Streichung der Religionsstunden. Auf den ersten Blick mag dieses Argument stimmen, aber schon der zweite Blick gibt die Ursachen für diese Entwicklung frei. Das alternativ wählbare Unterrichtsfach Philosophie wird nicht an allen Schulen angeboten und entsprechende Lehrerstellen werden auch nicht geschaffen, sondern eher gestrichen. Außerdem wird den Eltern in der Praxis eine Begründung abgefordert, warum das betreffende Kind nicht am Religionsunterricht teilnehmen soll. Wir sagen: Die Entscheidung zu einem religiösen Bekenntnis sollte Privatsache sein und eine Begründung der elterlichen Entscheidung damit überflüssig machen.

Gemeinsam haben alle Äußerungen vor allem eins: Sie gehen am Grundlegenden vorbei. Will sagen: Die Welt mitsamt den ersten Menschen wurde nicht in sechs Tagen geschaffen, sondern hat sich in Jahrmillionen entwickelt. Schon deshalb ist es alles andere als Zukunftsorientiert, den längst widerlegten christlichen Glauben und das christliche Menschenbild als Leitbild für die Jugend darzustellen.

Es gibt weder die unbefleckte Empfängnis und damit die Vaterschaft eines Gottes, noch gibt es ein Paradies, in das sich auch der zahlungswillige Sünder mittels Ablaßscheinen einkaufen kann, wie es die katholische Kirche praktizierte. Die vielgepriesenen Werte hingegen gibt es, auch wenn sie heutzutage gerade von denen täglich mit Füßen getreten werden, die eben jene Werte ins Feld führen, wenn andere Argumente ausgehen.

Die Dominanz des Christentums hat zwar über viele Jahrhunderte das Antlitz Europas geprägt. Daraus aber auch gleich noch die Wiege der Demokratie zu machen, zeugt von Dummheit oder aber auch von religiösem Fanatismus. Die Geschichte der Christenheit und ihrer Institution Kirche ist alles andere als demokratisch. Es sei denn, man würde die millionenfachen Ketzer- und Hexenverbrennungen zur Zeit der Inquisition, als demokratische Rituale ansehen. Parallelen zur Realität im Hier und Jetzt ließen sich dafür ohne weiteres finden. Die landläufige Definition von Demokratie stammt aber nicht etwa aus dem Hebräischen, sondern wird vom altgriechischen "demos" - für Land, Volk oder auch Pöbel - abgeleitet. Ob die Übersetzung als Volksherrschaft dabei richtig oder falsch ist, kann vernachlässigt werden. Denn es bleibt offen, ob es sich dann um die Herrschaft des Volkes oder um die Herrschaft über das Volk handeln würde.

Wenn es eine staatliche Neutralität in Religionsfragen in der Bundesrepublik tatsächlich gäbe, so müßte man davon ausgehen können, daß an staatlichen Schulen ein allgemeingültiger Werteunterricht stattfände und religiöse Aktivitäten außerhalb der Schule im privaten Rahmen durchgeführt würden. Das Gegenteil ist aber der Fall. Auch wenn es erste erfolgreiche Schritte hin zu einer Religionsneutralität des Staates gibt, wie die Kruzifix-Entscheidungen in Bayern zeigen, ist die tatsächliche "Trennung von Staat und Kirche" noch nicht in Sichtweite. Dazu bedürfte es auch mehr als nur der Abschaffung eines Unterrichtsfaches.

Die Streichung staatlicher Fördermittel für jedwede Religionsgemeinschaft gehört genauso dazu, wie das Ende des Kirchensteuereinzugs durch den bundesdeutschen Fiskus. Dann wäre das religiöse Bekenntnis wieder Privatsache und die verschiedensten Religionsgemeinschaften müßten ohne staatliche Alimentierung durch ihre jeweilige Anhängerschaft auskommen. Aber solchen sachlichen Argumenten sind die privilegierten Vertreter christlicher Prägung nicht zugänglich.

Schlußendlich sollte es nicht darum gehen, den Religionsunterricht gegen ein Fach Lebenskunde-Ethik-Religion (LER) auszutauschen, womit die neuen Weltbürger erzogen werden sollen. Vielmehr sollte alles daran gesetzt werden, Schülern die Schönheit ihrer Heimat aufzuzeigen, um darüber eine Bindung zu schaffen – eine Bindung, die sie nach der Schule nicht in die Fremde abwandern läßt. Vaterlandslosen Gesellen, wie sie sich regelmäßig im Schweriner Block der „Demokraten“ versammeln, kommt eine solche Idee selbstverständlich nicht. Auch wenn sie die Werte des sogenannten christlichen Abendlandes immer wieder im Munde führen, arbeiten sie beständig an der Auflösung jeder Bindung und der Verkehrung jeden Wertgefüges. Purer Materialismus, mit religiösen Phrasen garniert.

Wenn die Zukunft unseres Volkes nicht weiter von pflichtvergessenen und vaterlandslosen Gesellen bestimmt werden soll, muß die Jugend wieder ein natürliches Verhältnis zur Gemeinschaft lernen. Der Familie muß wieder die entscheidende Rolle zukommen, die sie als Keimzelle des Volkes hat. Dann werden auch die deutschen Tugenden und Werte wieder als Maßstab gelten. Darum muß die an der Zukunft unseres Volkes ausgerichtete Forderung heißen:

Heimatkunde statt Religionsunterricht!
zurück | drucken Erstellt am Sonntag, 27. Juli 2008