Uni Rostock: Fast zwei Drittel prekär Beschäftigte

Über eine „Willkommenskultur“ für ausländische Studierende und erwerbslose Fachkräfte mit akademischer Ausbildung haben wir kürzlich berichtet (22.02.2014: Die „Willkommenskultur“, der erwerbslose und der nationale Instinkt). Wie aber stellt sich die Situation für jene dar, die an den Hochschulen des Landes M-V eine Beschäftigung gefunden haben?

Ist hier alles in bester Ordnung? Mitnichten, wie aus einer Kleinen Anfrage des NPD-Abgeordneten David Petereit hervorgeht. So stieg der Anteil der atypisch Beschäftigten an der Universität Rostock von ohnehin schon satten 52,6 Prozent in 2008 auf sage und schreibe 62,6 Prozent im vorletzten Jahr. Auch an der Ernst-Moritz-Arndt-Uni Greifswald lag der Anteil der in prekären Arbeitsverhältnissen Tätigen im Zeitraum 2008 bis 2012 stets über der 50-Prozent-Marke.

An der Hochschule Wismar arbeitet mittlerweile rund jeder Dritte auf atypischer Basis (2008: 17,8 Prozent Drucksache 6/1889). Befristete Verträge, Teilzeitbeschäftigungen mit 20 und weniger Stunden oder Stellen auf geringfügiger Basis – einer Studie aus dem Jahr 2011 zufolge sind es vor allem die Hochschulen, die prekäre Arbeitsverhältnisse anbieten.

Zum Vergleich: In der Finanz- und Versicherungsbranche betrug die Befristungsquote bei den 25- bis 29jährigen Hochschul - Absolventen lediglich sieben, im verarbeitenden Gewerbe 11,4 und in der öffentlichen Verwaltung 29,2 Prozent. 

Herrschinger Kodex mit vernünftigen Vorschlägen

Die deprimierenden Zustände an den Unis goß die NDR-Journalistin Lenore Lötsch in eine griffige Formel: „Entweder eine gut dotierte Professur oder eine halbe Stelle mit Befristung“ (NDR 1 Radio MV, 19. Februar).

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) stellte mit dem Herrschinger Kodex im vergangenen Jahr eine Art Leitfaden vor. Im Fall von Drittmittelstellen muß die Dauer des Beschäftigungsverhältnisses nach Vorstellung der GEW mindestens der Laufzeit des betreffenden Projektes entsprechen. Wissenschaftlern soll, so ein weiterer vernünftiger Vorschlag, grundsätzlich zunächst eine Vollzeitbeschäftigung angeboten werden.

Letztlich aber geht es aber auch um eine angemessene finanzielle Ausstattung der Hochschulen. In der augenblicklichen Situation noch von „Autonomie“ der Einrichtungen zu sprechen, ist der blanke Zynismus. Auch sind die Länder mit der Aufgabe, die Unis auskömmlich zu finanzieren, schlichtweg überfordert.

Bund ist gefragt: Bessere finanzielle Ausstattung der Hochschulen

Wolfgang Schareck, Rektor der Rostocker Uni, fordert vomBund, „30 Prozent der Hochschulbildung“ zu übernehmen (Ostsee-Zeitung vom 22. Mai 2013). Voraussetzung dafür wäre allerdings eine Kehrtwende in der Ausgabenpolitik des Berliner Kartells. Denn derzeit werden sauer verdiente Steuergelder von Regierungen sämtlicher „Farbkombinationen“ in vorauseilendem Gehorsam für Zweckeverschleudert, die geradewegs den Interessen des deutschen Volkes zuwiderlaufen: 100 Millionen an Mali, 17 Milliarden für den Kriegseinsatz in Afghanistan oder 190 Milliarden für die Beteiligung am Euro-„Rettungsschirm“ ESM, um nur einige Beispiele zu nennen.

Stattdessen muß deutlich mehr Geld in den wichtigsten Rohstoff investiert werden, den Deutschland traditionell hat – die Bildung.
zurück | drucken Erstellt am Montag, 24. Februar 2014