Rostocker Bücherwurm wohl bald mit Trauerflor

Um Geld einzusparen, plant die Verwaltung, vier von fünf Stadtteil-Bibliotheken zu schließen.

Die „Maßnahme 2013/1.17“ läßt bei Bibliotheksleitung und Nutzern die Alarmglocken schrillen. Der Entwurf des Haushaltssicherungs-Konzeptes (Hasiko) 2013 bis 2018 sieht vor, den Finanzbedarf für die städtische Bibliothek ab 2015 um 550.000 Euro zu senken. „Die Verwaltung geht“, so OB Roland Methling in der Antwort auf eine NPD-Anfrage, „von einer möglichen Reduzierung des Finanzbedarfes in Höhe von 20 % aus.“ 

Um den „Zielbetrag“ zu erreichen, sollen die Zweigstellen in Dierkow, Groß Klein, Lütten Klein und Reutershagen geschlossen werden. Übrig blieben, ginge es nach den Stadtoberen, die Zentral-Bibliothek in der Kröpeliner Straße und eine Filiale im Ostseebad Warnemünde.

Eine Entscheidung fällt letztlich die Bürgerschaft. Laut Auskunft des OB hat die Bibliotheksleitung „noch keine konkreten Alternativvorschläge“ unterbreitet. Im Gespräch mit www.das-ist-rostock.de (07.01.2013) bezeichnete Bibo-Chef Manfred Heckmann den Sparplan als „aberwitzig“. Auch könne ihm niemand die im Hasiko genannte Summe belegen. Und: „Wir können nichts abgeben. Wir sind schon bei null.“  

Zu den Einsparplänen der Stadtverwaltung erklärte heute in Rostock der NPD-Bürgerschaftsabgeordnete Thomas Jäger:

„In Zeiten, in denen der massenhafte Gebrauch moderner Kommunikationsmittel auch negative Auswirkungen auf den Gebrauch der deutschen Sprache nach sich zieht, wird die Vermittlung von Lesekompetenz auch und gerade außerhalb des Unterrichts immer wichtiger. Wer regelmäßig liest, der denkt, der stellt Fragen und er wird sich sehr wahrscheinlich auch besser ausdrücken können.“

Weiter sagte Jäger: „Auch in Rostock gibt es durchaus lobenswerte Initiativen, um Kinder bereits im Vorschulalter an das Lesen heranzuführen. Die Bibliotheken haben sich mit entsprechenden Veranstaltungen einen großen Verdienst erworben. Die geplanten Mittelkürzungen und Schließungen würden zwangsläufig dazu führen, daß der Bildungsauftrag, den Bibliotheken nun einmal haben, nicht mehr vollumfänglich wahrgenommen werden könnte, da vielversprechenden Projekte zum Erliegen kämen. Bei Schließung der Stadtteil-Bibliotheken in den Neubaugebieten müßten Interessenten zudem weite Wege in die Innenstadt auf sich nehmen. Für Kinder und Jugendliche sowie Einkommensschwache und Rentner eine unbillige Härte. Ich jedenfalls werde den Einsparungen im jetzt geplanten Umfang meine Stimme versagen.“
zurück | drucken Erstellt am Freitag, 12. April 2013