Offener Brief an Kandidatenwatch

Kandidatenwatch.de
Herrn Gregor Hackmack
c/o Mehr Demokratie e. V.
Mittelweg 11-12

20148 Hamburg


Sehr geehrter Herr Hackmack!

Aufgrund Ihres Schreibens vom 21.08.2006 und Ihre Äußerungen gegenüber den Medien Anfang August wende ich mich jetzt mit einem offenen Brief direkt an Sie. Von den Medien wurden Sie Anfang August (z. B. Nordkurier vom 02.08.2006) wie folgt zitiert:

Alle größeren Parteien wurden um Mitarbeit gebeten - einschließlich NPD.

"Von denen haben wir bisher nur eine E-Mail-Adresse bekommen", sagte Projektleiter Gregor Hackmack. Mit der Internet-Kompetenz der Rechtsextremen sei es entgegen dem verbreiteten Eindruck "nicht so doll". Zudem falle es einer autoritär-hierarchischen Partei wohl schwer, ihre Kandidaten selbständig argumentieren zu lassen.


Nicht nur, daß Sie selbst die Daten der NPD-Kandidaten fehlerhaft ins Netz gestellt haben. Nein, Sie haben ferner - trotz besseren Wissens - eine politisch-gefärbte Meinungsäußerung (Neutralität?) getätigt. Ihnen war seit Ende Juli bekannt, daß für alle NPD-Kandidaten eine entsprechende ePost-Adresse eingerichtet wird. Die Hintergründe für diese Einrichtung erläutere ich Ihnen noch in diesem Brief. Bereits Anfang August haben Sie den, von Ihnen so oftmals beschriebenen Einsatz für "Mehr Demokratie" mit Füßen getreten. Ihr "demokratisches" Handeln zeichnete sich auch in den Folgewochen durch den "Kampf gegen die NPD" aus. So brauchten Antworten von NPD-Kandidaten mehrere Tage, bis Sie auf Ihrer Seite zu lesen waren. Daher hat der Landesverband der NPD schon frühzeitig die Fragen und Antworten auf seine Weltnetzseite gestellt. Auf dieser konnten sich Interessierte bereits wesentlich früher über die Fragen und Antworten informieren, als auf Ihrem Projekt.

Skandalös sind aber Ihre vergeblichen "Bemühungen", das NPD-Aktionsprogramm auf Ihrer Seite zu veröffentlichen. Bereits am 26.07.2006 haben wir Ihnen das Aktionsprogramm und eine gewünschte Aufschlüsselung zukommen lassen. Am 02.08.2006 erhielten wir, auf Nachfrage unserseits, die Auskunft: "leider mußten wir einige Fehler verbessern, so daß Sie anbei eine überarbeitete Version erhalten".

Daraufhin haben wir Ihnen am 02.08.2006 erneut unser Aktionsprogramm als PDF-Datei gesendet. Kurz darauf haben wir Ihnen auch die gewünschte Aufschlüsselung zugeschickt. Auf Nachfrage von uns am 15.08.2006, warum unser Programm auf kandidatenwatch.de noch nicht ersichtlich ist, erhielten wir dann die Antwort "wir warten immer noch auf Ihr Aktionsprogramm im pdfFormat, das wir in Gänze als Quelle mit auf die Seite stellen können". Daher erhielten Sie das Programm noch einmal als PDF-Datei. Am 21.08.2006 informierten Sie uns dann wie folgt "Die Zusammenfassung des NPD Parteiprogramms ist uns von Herrn Köster zur Verfügung gestellt worden und befindet sich in der Überarbeitung. Wir werden es sobald wie möglich online stellen". Seit fast vier Wochen befindet sich unser Programm bei Ihnen zur Überarbeitung.

Wollen Sie das Programm umschreiben, weil es Ihnen nicht gefällt? Wenn Sie unser Programm und die Antworten unserer Kandidaten nicht veröffentlichen wollen, können Sie uns dieses auch direkt mitteilen.

Ihr Schreiben vom 21.08.2006 setzt diesem aber noch die Krone auf. Da die Antworten unserer Direktkandidaten angeblich von einem Rechner an Sie gesendet werden, gehen Sie doch tatsächlich davon aus, daß zumindest einige dieser Antworten gar nicht von den NPD-Direktkandidaten persönlich stammen.

Haben Sie sich eigentlich zuvor erkundigt, ob denn Ihre Befürchtungen/ Behauptungen zutreffend sind?
Natürlich haben Sie dieses nicht gemacht! Denn in Ihrem offensichtlichen blinden Aktionismus gegen die NPD lassen Sie jegliche Seriosität vermissen. Hätten Sie uns gefragt, wüßten Sie, daß neun Direktkandidaten über gar keinen eigenen Weltnetzanschluß verfügen und in ihrer Wohnumgebung auch nicht die Möglichkeit zur Nutzung eines Anschlusses haben. Die Fragen an diese Kandidaten wurden mittels vorhandener Möglichkeiten (Fax oder persönlich) weitergeleitet und von diesen beantwortet sowie dann von uns übermittelt. Weitere elf Kandidaten nutzen den Weltnetzanschluß ihres Arbeitgebers bzw., als Selbständige, den eigenen Weltnetzanschluß. Weitere fünf Kandidaten nutzen einen fremden Anschluß (Verwandte oder Bekannte). Es ist daher folgerichtig, daß die Kandidaten diese Daten nicht an Dritte weitergegeben haben. Auch hier mußten und haben wir eine Lösung gefunden. Hieraus zu mutmaßen, die Antworten erfolgen nicht von den Kandidaten, ist schlichtweg eine Frechheit! Durch die soziale Not in unserem Land und die Repressalien, denen politisch Andersdenkende heute ausgesetzt sind, ist leider vieles schwieriger, als es wünschenswert wäre.

Teilen Sie mir daher mit, wie wir mit den Kandidaten verfahren (25 Kandidaten), die Ihnen die private ePost-Anschrift nicht geben wollen oder können. Ein Fax der Kandidaten hilft in diesen Fällen auch nicht weiter!

Ich erwarte eine kurzfristige Rückmeldung von Ihnen.

Mit den besten Grüßen


Stefan Köster
Landesvorsitzender

26.08.2006
zurück | drucken Erstellt am Samstag, 02. September 2006