Bunt, tolerant und arbeitsscheu

250.000 Postkarten gegen das Pressefest der Deutschen Stimme will das bunte Anti-NPD-Bündnis im Landkreis Vorpommern-Greifswald verteilt haben.

Dabei fällt einem der alte Spruch ein: Wie heißt es richtig, laß mich arbeiten oder laß mir arbeiten? Antwort: Laß andere arbeiten! Denn die Zettel wurden größtenteils nicht etwa von fleißigen Toleranzkämpfern verteilt.

Niemand hat Galander, Syrbe oder gar Hoffmann schwer bepackt mit Propagandamaterial von Briefkasten zu Briefkasten laufen sehen. Statt dessen wurden die Pamphlete beispielsweise in Anklam von schlecht bezahlten Kräften zusammen mit dem "Anzeigenkurier" verteilt, wo sie unter einem Berg von beigelegten Werbeprospekten begraben lagen.

Atu, die Nr.1 Meisterwerkstatt, rief zum Sommerschlußverkauf auf und bot 20% Rabatt auf alle Sommerreifen an. Die Möbelstadt Rück ließ es sich nicht nehmen, auf tolle Sonderangebote hinzuweisen. 41% Power-Rabatt! Penny war genauso mit einem schönen bunten Prospekt vertreten wie Banuat, das neu eröffnete Möbelstudio, und das Autohaus Grützner, "Ihr Volkswagen Partner in Neubrandenburg und Anklam", mit Aktionsangeboten.

Zwischen all diesen zum Teil sehr umfangreichen Broschüren war der kleine gelbe Zettel gegen Rechts kaum wahrzunehmen. Nun hält sich die Zahl der Bürger, die zitternd vor Spannung und mit angehaltenem Atem auf die neuesten Reklamebotschaften im Briefkasten warten, in sehr engen Grenzen. Die meisten werfen Werbung, besonders wenn sie in Form von umfangreichen Papierhaufen bei ihnen auftaucht, gleich weg, ohne auch nur einen Blick auf sie zu werfen. Hausfrauen haben ein Gespür für Sonderangebote und nehmen alles andere gar nicht wahr.

Wer sicherstellen will, daß ein politisches Flugblatt überhaupt zur Kenntnis genommen wird, muß es selbst verteilen und zwar möglichst an einem Tag, an dem der Briefkasten nicht schon mit anderem Zeug voll gestopft ist. Dafür waren die Bunttoleranten zu faul. Der Anteil der Bürger, denen die Antifa-Postkarte zwischen den anderen Prospekten aufgefallen ist und die sie wirklich gelesen haben, dürfte minimal sein.

Aus reiner Arbeitsscheu wurde damit die Chance verpasst, wesentlich mehr Leute zu erreichen. Wenn die Etablierten mit den nationalen Kräften in der Region wirklich gleichziehen wollten, müßten sie es diesen auch gleich tun und arbeiten - und zwar ausdauernd und langfristig, nicht nur von Event zu Event. Und vor allem selber arbeiten, anstatt vom warmen Sessel aus andere loszuschicken. Zur Faulheit kommt dann auch noch der Geiz dazu.

Von den Bürgern wird verlangt, die Postkarten an den Landkreis zurückzuschicken und das Porto auch noch selbst zu bezahlen! Hier hätten sich Galander, Syrbe und Hoffmann ja einmal als großzügig erweisen können. Auf der anderen Seite kann man ihnen aber eine gewisse Konsequenz nicht absprechen. Wer den Kampf gegen rechts am liebsten mit fremder Arbeitskraft bestreitet, der bevorzugt natürlich auch fremdes Geld!
zurück | drucken Erstellt am Mittwoch, 08. August 2012