Bildungsland M-V - ein Aushängeschild!

In der Region Uecker-Randow hat die Fahrbibliothek ihren Dienst eingestellt. Dafür gibt es mehrere Gründe.

Lehrermangel, fehlende Schulabschlüsse, Unterrichtsausfall und der Inklusionswahn führen vielerorts zum Chaos. Berechtigterweise bemängeln immer mehr Eltern und Lehrer dieses Bildungssystem. Doch anstatt die logischen Konsequenzen daraus zu ziehen und endlich bundeseinheitliche Regelungen zu schaffen, wird der Bildungsauftrag mehr und mehr kommunalisiert. Aufgrund der katastrophalen Finanzausstattung der Kommunen führt das dazu, daß immer mehr Menschen, besonders in ländlichen Regionen, von Bildung ausgeschlossen werden.

Bücherbus Uecker-Randow


Auf der Weltnetzseite des Landkreises Vorpommern-Greifswald heißt es aktuell zur Fahrbibliothek im ehemaligen Landkreis Uecker-Randow:

„Der Landkreis sichert die Bereitstellung von Medien zur Ausleihe durch die Fahrbibliothek, deren Aufgabenwahrnehmung über die Stadt- und Kreisbibliothek Pasewalk erfolgt. Über 15.000 Medien (Kinderliteratur, Belletristik, Fachliteratur, CD, MC, Zeitschriften) stehen der Bevölkerung zur Verfügung. Die Fahrbibliothek ist auf der Grundlage eines Tourenplanes im dreiwöchentlichen Rhythmus in 76 ländlichen Orten des Landkreises Uecker-Randow präsent.“

Im Bildungsausschuß (BA) des Landkreises war darüber hinaus zu erfahren, daß es im Jahr 2011 10.338 Entleihungen, 220 Leser (davon 50 % Kinder) und 3.405 Besucher gab. Dem gegenüber stehen jährliche Kosten von ca. 50.000 Euro.

Eigentlich selbstverständlich, wäre da nicht der immense Schuldenberg von über 100 Millionen Euro, den der Landkreis seit der Kreisgebietsreform vor sich herschiebt. Folglich wurde das Thema am 21. März im BA erörtert. Die Wortwahl der Verwaltung ließ schon die Richtung erahnen, von Auslastungsproblemen und verhältnismäßig hohen Kosten war die Rede. Man einigte sich darauf, alle Bürgermeister der Gemeinden anzuschreiben, die von dem Bücherbus regelmäßig angefahren werden. Es sollte sich nach dem generellen Bedarf für den Bus und nach der Bereitschaft zur finanziellen Beteiligung erkundigt werden.

Zukunft der Fahrbibliothek besiegelt

Im Mai wurde über das beschämende Ergebnis berichtet. Obwohl im Vorfeld kämpferische Aussagen von Gemeindevertretern gegen die Abschaffung des Bücherbusses im Nordkurier veröffentlicht wurden, hielten es lediglich fünf Bürgermeister für notwendig, zu antworten. Die Zukunft der Fahrbibliothek dürfte damit besiegelt sein.

Welch ein Zufall, daß der 19 Jahre alte Bus zwischenzeitlich aufgrund gravierender Mängel stillgelegt wurde. Der Reparaturaufwand beträgt ungefähr 35.500 Euro. Als der NPD-Landtagsabgeordnete Tino Müller diesen unhaltbaren Zustand während der Fragestunde im Landtag thematisierte und nach einer Möglichkeit der Unterstützung durch die Landesregierung fragte, verdeutlichte Bildungsminister Brodkorb, daß für den Landkreis Vorpommern-Greifswald, neben den 4.670 Euro Zuschuß zur jährlichen Unterhaltung, keine weiteren Mittel möglich seien. Ein Hilferuf von Seiten des Landkreises sei ihm aber nicht bekannt.

Föderalismus in Reinkultur!

Im Ergebnis bleibt Folgendes festzustellen:

1. Die Landesregierung zieht sich immer weiter aus der Verantwortung zurück. Nachhaltige finanzielle Unterstützungen zur übertragenden Aufgabenwahrnehmung werden abgelehnt.

2. Auch der Landkreis zieht sich aus der Fläche zurück, als Grund wird fast ausnahmslos der Schuldenberg angeführt. Der fehlende Hilferuf nach Schwerin könnte ein Beleg dafür sein, daß die gravierenden technischen Mängel an dem Fahrzeug zum „richtigen Zeitpunkt“ kamen.

3. Die Gemeindevertreter und Bürgermeister spielen sich als Retter der Nation im Dorf auf und versuchen mit stürmischen Aussagen Sympathiepunkte beim Nachbarn zu sammeln. Demgegenüber stehen 35 (!) fehlende Antwortschreiben durch die Gemeinden.

4. Der Nordkurier berichtet wie immer „sachlich und unabhängig“. Während über die kommunalen Kampfansagen und über den technischen Defekt noch recht ausführlich berichtet wurde, ersparte man sich, über die Zusammenhänge und Hintergründe aus Land- und Kreistag zu informieren.

Diese gehobene Form der politischen Verantwortungslosigkeit und Kompetenzen-Verschiebung ist ein Aushängeschild dieses BRD-Systems und findet täglich irgendwo im Land statt. Da wo keine NPD-Abgeordneten in den Gremien vertreten sind, leider oft unbemerkt.
zurück | drucken Erstellt am Mittwoch, 30. Mai 2012