Von Pendlern und Pendleraktionstagen

Die Zahl derjenigen Zeitgenossen, die zur Arbeit in andere Bundesländer pendeln, ist unverändert hoch. Land und Wirtschaft versuchen seit Ende 2008, mit so genannten Pendleraktionstagen abgewanderte Landeskinder zurückzugewinnen.

Jahr für Jahr sind es deutlich über 70.000 Menschen aus M-V, die Tag für Tag oder Woche für Woche ihr Brot in anderen Bundesländern verdienen. Sie schönen die hiesige Arbeitsmarkt- bzw. Arbeitslosen-Statistik, die überdies durch allerlei Tricks noch kräftig aufgehübscht wird (siehe auch den Beitrag „Die Statistik-Schummler“ – 01.02.2012).

So genannte Auspendler aus M-V

2011 75.312
2010 74.822
2009 76.144
2008 76.494
2007 73.446
2006 70.978

* Die Daten beziehen sich immer auf den 30.06. des Jahres.

Es ist noch gar nicht allzu lange her, da wurden Landsleuten, denen die etablierte Politik einschließlich der Linken hierzulande keine Perspektive zu bieten vermochte, Umzugsprämien förmlich aufgedrängelt. Jetzt ist das Gejammer über den „Fachkräftemangel“ recht groß. Seit Ende 2008 führen das Land in Gestalt der Internet- und Rückholagentur „mv4you“ und Unternehmen vornehmlich auf Bahnhöfen Pendleraktionstage durch (siehe die Drucksachen 5/3987 und 6/232). Sie sollen nach offizieller Lesart „helfen, das Arbeitskräftepotential der Pendler für das Land zu erschließen.“

Keine Daten über die Anzahl der Einstellungen

In den Antworten auf die Kleinen Anfragen des NPD-Fraktionsvorsitzenden Udo Pastörs schildert das Wirtschaftsministerium zwar sehr ausführlich, Unternehmen welcher Branchen sich aus Anlaß der Pendleraktionstage mit wie vielen Stellenangeboten präsentierten. Auch wird die geschätzte Zahl der geführten Gespräche, meist mit ausgebildeten Fachkräften, erwähnt. Sobald es aber ans Eingemachte geht, regiert letztlich Enttäuschung. So wollte Pastörs wissen, wie viele Personen tatsächlich vermittelt worden seien, wobei er eine Differenzierung nach Branchen, Arbeits-, Praktikums- und Lehrstellen sowie befristeten und unbefristeten Stellen erbat.

Antwort der Landesregierung: „Die Agentur mv4you erhebt grundsätzlich keine statistischen Daten über die Anzahl der Einstellungen. Seitens der Unternehmen liegen für die Pendleraktionstage keine konkreten Rückmeldungen vor.“ Um den tatsächlichen Effekt der Aktionstage darstellen und vor allem beurteilen zu können, wären solche Daten aber durchaus vonnöten. Ansonsten entsteht allzu schnell der Eindruck von Schaufenster-Veranstaltungen.
zurück | drucken Erstellt am Freitag, 10. Februar 2012