Jeder fünfte Hausarzt in Rostock älter als 60!

Post von der Kassenärztlichen Vereinigung M-V (KVMV) erhielt der Rostocker NPD-Bürgerschaftsabgeordnete David Petereit. Thema: Drohender Ärztemangel.

Sich abzeichnender oder bereits vorhandener Ärztemangel? Manch einem mögen da zunächst die Alt-Landkreise Uecker-Randow, Ostvorpommern, Demmin oder Strelitz einfallen. Doch Rostock? Auf den ersten Blick ist in der Hansestadt auch alles in Butter: Wie aus dem Schriftstück der KVMV hervorgeht, gibt die Bedarfsplanung für den Bereich der Hausärzte eine allgemeine Arzt-Einwohner-Verhältniszahl von 1.455 vor.

Damit von einer bedarfsgerechten Versorgung (=100 Prozent) gesprochen werden kann, ist demnach eine Zahl von 140 Hausärzten erforderlich. „Tatsächlich sind nach den aktuellen Feststellungen … hausärztliche Stellen in einem Umfang von 141,75 (einschließlich teilzeitangestellter Hausärzte) besetzt, so daß sich ein Versorgungsgrad von 101,7 % ergibt“. Das Maß der „Überversorgung“ (und damit gleichzeitig die Sperrung für weitere Zulassungsmöglichkeiten) „wäre bei 154 zugelassenen oder angestellten Hausärzten erreicht.“ 13 Zulassungsmöglichkeiten bestehen für den Planungsbereich Rostock also noch.

Die Zahl hinter der Zahl

So weit so gut. Doch was ist mit der Zahl hinter der Zahl? Das Schreiben der KVMV gibt darüber ebenfalls Auskunft. Ein anderes Bild entsteht nämlich, wenn eine alters- und tätigkeitsbedingte Bereinigung der Zahl der derzeit tätigen Hausärzte erfolgt: Werden also jene Ärzte „aus dem Versorgungsgrad herausgerechnet, die in fünf Jahren älter als 65 Jahre sein werden“ und „bleiben auch solche Ärzte unberücksichtigt, die einen speziellen Tätigkeitsschwerpunkt aufweisen und somit nicht primär die hausärztliche Grundversorgung durchführen“, wären 28 Ärzte alters- und 7,5 Ärzte tätigkeitsbedingt herauszurechnen. Ergebnis: ein Versorgungsrad von 76,3 Prozent!

„Bei einer Unterschreitung von 75 % würde man von einer sogenannten in absehbarer Zeit drohenden Unterversorgung ausgehen, die der Landesausschuss gegenwärtig für 9 von 16 hausärztlich relevanten Planungsbereichen (ein Planungsbereich entspricht einem Landkreis oder einer kreisfreien Stadt – d. Red.) in Mecklenburg-Vorpommern bereits festgestellt hat.“

Wissenschaftler am Werk

Das Durchschnittsalter der Hausärzte in der Hansestadt beläuft sich laut dem KVMV-Schreiben auf 51,71 Jahre. Der Anteil der über 60jährigen beträgt rund 21 Prozent! „Unter Zugrundelegung eines Praxisabgabealters von 65 Jahren können Sie also davon ausgehen, dass innerhalb der nächsten 5 Jahre etwa ein Fünftel der Rostocker Hausärzte einen Nachfolger benötigt.“

Die Anfrage zur ärztlichen Versorgung in der Hansestadt hatte das NPD-Bürgerschaftsmitglied zunächst an die Stadtverwaltung gerichtet, die wiederum an die Kassenärztliche Vereinigung als zuständige Stelle verwies. Kurzerhand schrieb Petereit die KV an – und erhielt Antwort! Dazu erklärte der nationale Volksvertreter:
 

„Hier sind halt Wissenschaftler am Werk, die nicht hysterisch die Hände über dem Kopf zusammenschlagen, nur, weil sie jemand von der NPD anschreibt. Das vorliegende Schreiben ist auch deshalb lesenswert, weil es in komprimierter Form die Ursachen für den Ärztemangel auflistet und Auswege aufzeigt. Nur scheint mir, daß die Politik auf die Fachleute zu selten hört.“
zurück | drucken Erstellt am Dienstag, 10. Januar 2012