Globalisierungsgegner? Armbeißende Papiertiger!

Als Armbeißer, Bahnblockierer, Journalisten-Bedroher und Verhüller offenbarte sich jüngst eine Gruppe sogenannter Gegner des G-8-Gipfels, der im kommenden Jahr in Heiligendamm (Landkreis Bad Doberan) stattfindet. „"ertreter der Friedensbewegung, der Anti-Globalisierungs-Initiative Attac, Gewerkschaftslinke, Gentechnikgegner und Autonome wollen bei einem zehntägigen Camp in Steinhagen bei Neubukow ihre Vorgehensweise während des G8-Gipfels planen", hieß es auf der Weltnetzseite www.mv.regio.de (07. 08. 2006) zum Thema.

Die Aktionen der "TeilnehmerInnen" sorgten in weiten Teilen der Bevölkerung für Kopfschütteln und lieferten einen kleinen Vorgeschmack auf den Randale-Tourismus, wie er für die meisten Gipfel-Treffen der "Großen Acht" bislang typisch gewesen ist. Während einer Demo vor der Gentechnik-Versuchsanlage in Groß Lüsewitz biß eine Autonome eine Polizistin in den Arm; die von Bad Doberan nach Heiligendamm führende Kleinbahn "Molli" wurde blockiert. Ein Pressefotograf sah sich auf dem Bad Doberaner Marktplatz Attacken Autonomer ausgesetzt. "Die teilweise äußerst aggressiven Teilnehmer der Demo forderten den Fotografen auf, Bilder, die er zuvor geschossen hatte, herauszugeben. Als dieser sich weigerte und auf sein Presserecht hinwies, konnte er erst durch das Einwirken einer friedlichen Teilnehmerin endlich in seine Redaktion fahren. Dabei wurde er noch von zwei Autonomen bis zum Redaktionsbüro verfolgt", schrieb mvregio. Geht es um das Ablichten von Verantwortlichen nationaler Info-Stände, sehen die Damen und Herren von der anderen Feldpostnummer alles ganz anders. Zu einem NPD-Werbestand in Greifswald heißt es im Forum von www.links-lang.de (13. 08. 2006): "… Ansonsten weise ich darauf hin, dass die Veröffentlichung dieser Bilder (also der vom nationalen Aktivisten Lutz Giesen und seiner Mitstreiter, die Schriftleitung) nicht illegal ist. Politiker sind Personen der Zeitgeschichte und dürfen somit auch ungefragt fotografiert werden - außer sie sind ausdrücklich privat unterwegs. Bei einem Wahlkampfstand kann man jedoch kaum von privatem Engagement sprechen." Da wir davon ausgehen, daß auch die Camp-Teilnehmer nicht aus Jux und Dallerei, sondern wegen ernsthafter politischer Absichten auf dem Marktplatz standen, gehören sie ebenso zu den "Relativen" (und Vergänglichen) der Zeitgeschichte.

Festgehalten werden muß auch, daß Besucherinnen und Besucher der Arno-Breker-Plastikenschau in Schwerin förmlich aus den Ausstellungsräumen hinauskomplimentiert wurden; die Exponate erfuhren eine Verhüllung mit Toilettenpapier. Der große Bildhauer würde sich angesichts eines solchen Kultur-Bolschewismus im Grabe umdrehen. Polizei und Staatsanwaltschaft drehen sich hoffentlich nicht weg, sondern erheben Anklagen wegen Nötigung und Hausfriedensbruch.

Doch unterstellen wir den "TeilnehmerInnen" ruhig einmal ernsthafte Absichten und betrachten wir die genannten Vorgänge als Betriebsunfall einer unter dem berüchtigten "Lagerkoller" leidenden Schar. Nach offizieller Lesart ging es im "Camp" um die Entwicklung von "Strategien" (man beachte die Verwendung des Plurals!) gegen den G8-Gipfel 2007 in Heiligendamm.

Zu oft noch werden die "Gipfel-Gegner" als Widerstreiter gegen die Globalisierung bezeichnet. "Globalisierungskritisch", wie es hier und da zu lesen ist, kommt der Wahrheit schon näher. Letztendlich geht es ihnen um eine "Globalisierung light": "Alle Menschen" sollten vom Welt-, vielmehr Freihandel profitieren, wie es 1947 US-Präsident Truman formulierte. Prinzipiell wollen die G-8-Gegner dasselbe wie die Oberen der "World Trade Organization" (WTO) mit ihrem Anspruch auf Freihandels-Anarchie. "Attac" und Konsorten verfallen dabei in eine Einseitigkeit zugunsten von Ländern der Dritten Welt, wobei außer acht gelassen wird, daß die Verlierer der Globalisierung im Nord- wie im Südbereich zu finden sind.

Der jüngste WTO-Gipfel in Genf sorgte bei den Freihandels-Fanatikern übrigens für lange Gesichter: Die 149 Mitglieder der Welthandels-Organisation froren die Verhandlungen über eine weitere Liberalisierung kurzerhand ein. Überraschen kann dies nicht. Vor einem Jahr bereits berichtete die FAZ über 130 in Kraft befindliche bi- oder trilaterale Wirtschaftsabkommen. Hierbei geht es um den kontrollierten Austausch von Gütern und Dienstleistungen, ohne dabei die eigene Substanz allzu stark zu gefährden. Das jüngste Beispiel ist der in diesem Jahr abgeschlossene, regionsbezogene Kooperationsvertrag zwischen Bolivien, Venezuela und Kuba.
zurück | drucken Erstellt am Donnerstag, 17. August 2006