Eine Fülle von Herausforderungen …

Auch auf den neuen Bildungsminister wartet eine Fülle von Aufgaben.
 
Über die Zeit, um auf Jugendveranstaltungen aus Hitlers „Mein Kampf“ vorzulesen, wird er künftig wohl kaum noch verfügen. Mathias Brodkorb (SPD), Sprecher seiner Fraktion für Hochschulpolitik und „politische Bildung“, ist zum Bildungsminister aufgestiegen.
 
Doch schon die Koalitionsverhandlungen zwischen CDU und SPD ließen zumindest eine Hoffnung wie eine Seifenblase zerplatzen: So bleibt den Lehrerinnen und Lehrern hierzulande die Verbeamtung weiter versagt. Damit vergibt der Nordosten eine wichtige Chance. Denn Westländer lockten und locken, vielmehr werben mit jener Möglichkeit gut ausgebildete Absolventen aus M-V kurzerhand ab. Stattdessen einigten sich die Koalitionspartner CDU und Sozis auf völlig unverbindliches Gummiarabikum: Man wolle „die Attraktivität des Lehrerberufs … steigern“. Da reibt sich der Beobachter verwundert die Augen und schüttelt den Kopf.
 
Nur noch jeder zehnte Lehrer im Land unter 40
 
Für Kopfzerbrechen dürfte auch das Alter vieler Lehrkräfte sorgen. Eine Pressemitteilung des Statistischen Landesamtes vom 14. Oktober 2010 gibt näheren Aufschluß. Demnach „war 2009 nur noch jeder 10. Lehrer jünger als 40 Jahre.“ 45 Prozent betrug der Anteil der Lehrkräfte zwischen 40 bis unter 50 Jahren. „Weitere 45 Prozent waren sogar 50 Jahre und älter und werden demzufolge in den kommenden 10 bis 15 Jahren in den Ruhestand gehen.“ Zum Vergleich: 1991 belief sich der Anteil der Lehrer U 40 auf 48 Prozent!
 
Seitdem ist auch der Nordosten mit einem sozialen und wirtschaftlichen Kahlschlag konfrontiert worden, der kaum in Worte zu fassen ist. Die Zahl der Geburten ging rapide zurück; junge Menschen mit Familien wanderten ab. Aufgrund des „demographisch bedingten“ Schülerrückgangs (-56 Prozent in zwei Jahrzehnten!) hat sich laut den Statistikern auch die Lehrerzahl halbiert „mit dem Ergebnis, dass vor allem der Anteil junger Pädagogen … dramatisch zurückgegangen ist.“
Als Abgeordneter forderte Brodkorb mehrfach einen „Lehrerbedarfsplan“. Jetzt hat er die allerbeste Gelegenheit, ihn erarbeiten zu lassen und entsprechend zielführende Maßnahmen einzuleiten.
 
Wann kommt das bundeseinheitliche Bildungssystem?
 
Mangel herrscht auch an Statistiken für durchaus relevante Bereiche. Beispielsweise gibt es kein verwertbares Zahlenmaterial zu jenen Kindern und Jugendlichen, die über keine oder zumindest mangelhafte Fähigkeiten im Schwimmen verfügen. Keine statistischen Erhebungen liegen dem Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur auch zu jenen allgemeinbildenden Schulen vor, an denen der Zeitumfang einer Unterrichtsstunde von bisher 45 Minuten bzw. einer Doppelstunde von 90 Minuten reduziert wurde.
 
Nicht zu vergessen ist das von Experten und nicht zuletzt auch von Volkes Stimme geforderte bundeseinheitliche Bildungssystem. Wie wird sich Brodkorb bei einem solchen Vorstoß verhalten? Wir werden es sehen. Fest steht schon jetzt, daß die nationale Opposition auch diesem Mitglied der rot-schwarzen Kabinettsriege genau auf die Finger schauen wird. Nach eigenem Bekunden ist Bordkorb angetreten, „die Probleme des Landes zu lösen“. Löst er die des Bildungssystems, ist schon sehr viel erreicht.
zurück | drucken Erstellt am Montag, 24. Oktober 2011