Vertrauen in die Zukunft schaffen
DS: Es war zu hören: Wenn ihr etwas zum Thema Globalisierung erfahren möchtet, geht zu Pastörs. Wie ist das gemeint?
Pastörs: Das Thema Globalisierung war für mich schon viel länger ein Thema als für andere Politiker. Vielleicht liegt das auch daran, daß der moderne Parteikarrierist direkt vom Jugendverband ins parteifinanzierte Studium stolpert und von dort aus auf den Abgeordnetensessel oder in die Ministerien. Ich hatte berufliche Auslandserfahrung, die mir die Augen für die Weltzusammenhänge geöffnet hat. Der Nord-Süd-Konflikt zeigte bereits damals, daß der Kampf um die Rohstoffe eines Tages blutige Formen annehmen wird. Die Politik hat diese Entwicklungen völlig verschlafen, statt frühzeitig Handlungsstrategien zu erarbeiten.
Derzeit erleben wir den Primat der Ökonomie im Sinne einer weltumspannenden Gleichheit, wo der Mensch nur noch als Faktor der Gewinnmaximierung dient. Ziel vor allem von US-Kreisen ist dabei die Herstellung einer weltumspannenden Gleichheit. Da fallen mir auf Anhieb die in den USA entwickelten Geschmacksstoffe ein, die ganz Europa zu überschwemmen drohen. Versklavung ist also gleich Gewinnmaximierung. Italien, Frankreich und Spanien lehnen dieses Ansinnen ab.
Ein Landwirt, der ökologisch wirtschaftet, handelt an und für sich vernünftig im Sinne der Schöpfung. Tut er das nach den jetzigen Gegebenheiten, ist er aber fast schon tot. Er hat nach den Vorstellungen der Eineweltler global zu denken; spezialisiert er sich, wird die Sache gefährlich. So stallt er eben 4.000 Kühe ein. Motto: »Es ist alles richtig, was Geld bringt.« Oder: Landwirte wissen bei der Ablieferung ihres Weizens nicht, was sie dafür bekommen. Hauptsache, die Handelsspanne ist groß für jene Hintergrundmächte, die die Warenterminbörsen betreiben. Verlierer auch hier: Produzenten und Konsumenten. Politik muß wieder zur normativen Kraft werden.
DS: Auch in nationalen Medien werden Sie als »unbeschriebenes Blatt« bezeichnet. Können Sie uns etwas über sich und Ihren politischen Werdegang erzählen?
Pastörs: Ehrlich gesagt bin ich stolz darauf, insofern ein weißes Blatt zu sein. Wir haben ja nur noch den Typus Berufspolitiker, der nichts anders mehr kennt als seine virtuelle Parteiwelt. Wir haben es mit einer Führungskaste zu tun, die längst jede Bodenhaftung verloren hat. Man dominiert die Vereine, die Aufsichtsräte und so weiter. Das hängt den Leuten doch zum Halse raus, und deshalb gehen sie auch nicht mehr zu Wahl. Ich habe Zeit meines Lebens gearbeitet, und konnte am eigenen Leib erfahren, was es bedeutet, wenn weltfremde, ideologisierte Berufspolitiker einem die Lebensgrundlage entziehen.
Politische Opposition war für mich immer auch gleichbedeutend mit dem Bedürfnis, anders zu leben. Deshalb war ich früh in bündischen Gruppierungen zu Hause, die einen anderen Umgang mit Welt und Umwelt pflegen. Die Deutsche Liga für Volk und Heimat war für mich damals eine Möglichkeit für die Einigung des volkstreuen Lagers. Persönlichkeiten wie Martin Mußnug prägten mich damals schon oder auch Adolf von Thadden. Ich war wohl nie der reine Parteipolitiker. Aber gerade das gibt mir jetzt im Wahlkampf die Kraft.
DS: Dank des Erfolges bei der Sachsenwahl 2004 erlebte die NPD einen recht starken Mitgliederzulauf. Sie traten der Partei bereits einige Jahre vorher bei, als sie mit einem Verbotsverfahren konfrontiert war. Worin bestand Ihre Motivation?
Pastörs: Als das Verbotsverfahren gegen die NPD lief, da war das für mich beinahe eine Verpflichtung, in die Partei einzutreten. »Wenn Recht zu Unrecht wird, wird Widerstand zur Pflicht«, heißt es so schön. Das geht einem natürlich immer leicht über die Lippen. Aber wenn man dies erlebt, dann ist es gar nicht so leicht zu handeln. Das Verbotsverfahren gegen die NPD war Unrecht, mein Eintritt war der pflichtgemäße Widerstand meines politischen Gewissens.
DS: Wie gestaltet sich das Umfeld für die NPD in Lübtheen und überhaupt in Südwestmecklenburg?
Pastörs: Wir haben hier in Lübtheen und überhaupt in Südwestmecklenburg zunehmend ein Umfeld, in dem das ganze Spektrum der Gesellschaft vertreten ist. Das geht von den Jüngsten zu den Ältesten, das reicht vom Arbeiter über den Arbeitslosen bis zum Selbständigen. Wenn Sie so wollen, haben wir einen Mikrokosmos unserer gesellschaftspolitischen Situation. Und eines, das glaube ich gern, macht den etablierten Kräften wirkliche Sorgen. Wir haben vor allem jene erreicht, die sich im Westen und leider auch noch in Sachsen-Anhalt in die Schar der Nichtwähler zurückgezogen hatten. In Mecklenburg-Vorpommern ist die NPD als Systemalternative sichtbar und vor allem auch wählbar. Das liegt natürlich auch an der kommunalpolitischen Verankerung vor Ort und in dem Schulterschluß mit den Freien Kräften. In Mecklenburg wird nicht nur gemeckert, sondern vor allem auch anders gewählt.
Mit öffentlichkeitswirksamen Aktionen wie der Kampagne gegen den geplanten Tagebau bei Lübtheen wurden wir überregional bekannt. Auch das Volksbegehren des Landeselternrates für den Erhalt von Schulstandorten unterstützten wir. Ein Unternehmerstammtisch dient dem Aufgreifen und Besprechen von Problemen und ist gleichzeitig eine Art Ideenkonferenz für unser Wirken. Zudem wird einander bei persönlichen Problemen geholfen, was sich keineswegs auf die Kameraden beschränkt. In diesem Zusammenhang erachte ich es für wichtig, uns nicht auf den rein politischen Kampf wie Verteilaktionen, Pappenhängen oder Info-Tische zu beschränken, sondern zudem ein Gefühl der Mitmensch- lichkeit, der Nestwärme, zu neuem Leben zu erwecken.
DS: Wie zu lesen war, beherrscht man im Kreisverband Ludwigslust die »Strategie der Wortergreifung« recht ordentlich. Welche entsprechenden Aktionen gab es?
Pastörs: Die Wortergreifung, ja, das ist ein besonders amüsantes Thema. Man muß wirklich Humor haben, wenn man sich in die politische Arbeit einläßt. Nichts hassen die Systempolitiker ja mehr, als wenn sie einmal auf ungefilterte Fragen antworten müssen. Was die Medien da veranstalten, das erinnert ja schon manchmal mehr an die Aktuelle Kamera. Alles, was wirklich unangenehm werden könnte, wird erst gar nicht gefragt. Und nun gehen wir also in die Veranstaltungen der Etablierten, in die Veranstaltungen, in denen über uns geredet wird. Und da reden wir nun also mal mit. So hatte etwa die SPD eingeladen, und wir konnten den Menschen mal eine Kostprobe davon abliefern, was wir im Landtag für eine Stimmung reinbringen werden. Die etablierte Politik reagiert bei solchen Gelegenheiten nur noch hilflos und nervös. Oder nehmen Sie die Schulen. Da wird in den Gymnasien über »Rechtsradikalismus« disktutiert. Wenn ich dann anfange mitzudiskutieren, dann ist Holland in Not. Da hilft dann auch der mobile Beratungsdienst nichts mehr. Das Schönste ist, man braucht sich in diesen Fällen noch nicht einmal selbst zu loben. Diese Beratungsdienste sind so schlecht, daß ihr Auftreten schon eher einer Realsatire gleicht als einem politischen Diskurs. Es fehlt, wie bei »Des Kaisers neue Kleider«, nur noch das Kind, das auf die Nackheit hinweist. Das kann vielleicht am besten ein unbeschriebenes Blatt, wie Sie das genannt haben?
DS: Der blick nach rechts zieht sich an der Schreibweise Ihres Namens hoch. Als »Pastors«, also »ohne ö«, wären Sie im Telefonbuch bzw. im Handelsregister eingetragen. Von »Wählertäuschung« ist gar die Rede. Was erklären Sie auch den antideutschen Schreiberlingen dieses Blattes?
Pastörs: Der blick nach rechts, über den sollten wir vielleicht gar nicht erst reden. Ein Organ, das lediglich zur Denunziation des politischen Gegners existiert – es handelt sich ja übrigens um ein SPD-Kampfblatt – ist so indiskutabel, daß sich jede Bemerkung darüber erübrigt. Nur eines vielleicht: Wenn dem politischen Gegner nichts anderes mehr als die Thematisierung von Ö-Strichen einfällt, dann sagt das auch viel über den geistigen Zustand des politischen Gegners aus. Da hat sich jemand verschrieben und sofort wird ein Politikum daraus gemacht – typisch für die meist kalkulierte Hysterie in diesem Land, vor allem dann, wenn es gegen volkstreue Bürgerinnen und Bürger geht.
DS: Auch im Nachrichten-Magazin Der Spiegel hat man Sie nach Kräften versucht, in ein schlechtes Licht zu rücken. Nachdem Ihnen weder politisch noch persönlich etwas Negatives nachweisen konnte, stellte man den »schlechten Eindruck« her, indem einfach unvermittelt zuvor etwas von mutmaßlichen oder tatsächlichen »rechten Schlägern« geschrieben wurde. Wie bewerten Sie so einen politischen Journalismus? Welche Strategien haben Sie, um solch einer Desinformation zu begegnen?
Pastörs: Wir können gleich das Thema anschließen. Vom blick nach rechts zum Spiegel ist es nur ein kurzer Weg. Die Mittel sind andere, mit denen das Nachrichtenmagazin ausgestattet ist. Aber die politischen Ziele sind die gleichen. Wissen Sie, die gesamte etablierte Presse ist doch lediglich ein Wurmfortsatz der Parteien. Der Parteienstaat hat seine Hofberichterstattung. Erwarten Sie da etwa Lob über unsere politische Arbeit? Freilich sollte man dann auch nicht mehr von Journalisten, sondern eher von Lohnschreiberlingen sprechen. Wie heißt es doch so schön? Wes Brot ich eß, des Lied ich sing. Das gilt wohl heute immer noch. Im übrigen gilt der Grundsatz: Haß muß man mit Liebe begegnen, der Lüge mit Wahrheit. Das genügt in der derzeitigen Situation schon völlig.
DS: Die NPD profilierte sich in den zurückliegenden Jahren auch als soziale Alternative. Nun haben wir in Mecklenburg und Pommern die PDS in der Regierung. Welchen Grund kann man da als Wähler haben, trotzdem national zu wählen?
Pastörs: Was heißt hier trotzdem? Wegen der PDS werden die Leute NPD wählen. Die PDS ist ein Bestandteil des Systems und macht alles mit, auch gegen ihre Grundsätze. Das konnten die Bürger doch bei der Verwirklichung von Hartz IV sehen. Wo war denn da der »sozialistische Widerstand« der PDS? »An den Früchten sollt ihr sie erkennen«, heißt es in der Bibel. Die PDS ist eine faule Frucht, und welcher Wähler möchte schon gern seinen Magen verderben? Mit der PDS in Regierungsverantwortung auf höchster Ebene werden die Menschen dasselbe erleben wie mit der jetzigen Großen Koalition. Dem internationalistischen Wahn folgend, werden Gysi, der Napoleon von der Saar und andere Genossen für eine Fortsetzung der desaströsen BRD-Ausgabenpolitik – unser Geld in alle Welt – sorgen.
DS: In einem Kurzbericht des Nordmagazins wurde ein klitzekleiner Ausschnitt einer Ansprache von Ihnen gesendet. Da war »von ernährungsphysiologischen Dingen in unseren Schulen« die Rede. Das klingt vielversprechend …
Pastörs: Das gehört für mich zu dem eingangs erwähnten Thema. Politik ist für mich mehr als Parolen absondern. Es geht doch um einen anderen Lebensentwurf. Die Menschen werden systematisch kaputtgemacht, auch durch das Industriefutter. Die Menschen werden in Hochhauskäfighaltung gehalten und mit entsprechendem Futter abgerichtet. Und so wie für große Stallungen auch schon einmal musikalisch Stimulierendes angeboten wird, veröden die Menschen heute vor den Fernsehern und Computern. Gesunde Nahrung ist die Voraussetzung für eine Genesung von Körper und Geist. Da mögen die etablierten Politbürokraten noch so viel lächeln. Und schließlich gehört auch die geistige Nahrung dazu. Erst kürzlich vermeldete die Frankfurter Allgemeine Zeitung wieder einmal den direkten Zusammenhang zwischen Medienkonsum und Fehlentwicklungen bei Kindern. Die Kinder sehen abends Horrorfilme und verprügeln am nächsten Tag Mitschüler und Lehrer. Und welche Antwort hat die Politik parat? Sie richtet Ganztagsschulen ein. Wie wäre es, wenn man den ganzen Schmutz verbietet?
DS: Die Kinder kommen doch sowieso dran, heißt die Antwort…
Pastörs: Eine dumme Antwort. Dann kann man seinem Elfjährigen ja auch gleich die Autoschlüssel geben und einen heftigen Schluck aus der Bar anbieten. Das gehört zum einschläfernden System. Den Leuten wird immer gesagt »Das geht nicht«, wenn man kein politisches Interesse daran hat. Und die Industrie hat nur Interesse an gleichgeschalteten kleinen Konsumknechten. Also sagt die Politik: Restriktive Maßnahmen, das hat keinen Sinn. Das wollen wir doch mal sehen, ob man nicht auch in Deutschland endlich für Jugendschutz sorgen kann. Wenn die Mittel für politische Bespitzelung in diese Bahnen gelenkt würden, würde das sicher unserem Volk zugute kommen.
Auch und gerade heute gilt, was schon die geistigen Träger der Antike wußten: In einem gesunden Körper wohnt ein gesunder Geist. Da ist eine Menge Aufklärungs- und Erziehungsarbeit vonnöten. Drogen aller Art, fettiges Essen, Cola und so weiter – sehen Sie sich auf den Schulhöfen doch einmal um. Der in der westlichen Welt bis zum Exzessiven betriebene Grundsatz »Mein Körper gehört mir« hat in den letzten Jahren zu einem Anstieg von Krankheiten und Zipperlein geführt, und das gerade bei jüngeren Menschen. Es ist ihnen begreiflich zu machen, daß Folgelasten wie Behandlungen letztlich von der Allgemeinheit getragen werden. Auch hier gilt das Solidarprinzip.
DS: Vor welchen Herausforderungen steht MVP in den nächsten Jahren?
Pastörs: Die etablierte Politik hat auch dieses Land völlig kaputtgemacht. Der Wagen hat Totalschaden, und deshalb muß man über ganz neue Wege, über Systemalternativen nachdenken. Das größte Problem für Mecklenburg-Vorpommern ist natürlich die Raumentleerung. Immer weniger Kinder werden geboren, und die restlichen jungen Leute wandern ab. Die Politik hat für entsprechende Rahmenbedingungen zu sorgen. Und in einem Land, in dem eine nationale Politik betrieben wird, wandern die Leute auch nicht mehr aus, da werden wieder Kinder geboren. Was kann man denn heute anderes erwarten? Die Politik hat das Land zerstört und deshalb natürlich auch das Vertrauen in die Zukunft. All dies wieder herzustellen, wird eine mühsame Aufgabe sein, die mit einer echten politischen Opposition in Schwerin beginnt.
DS: Wir danken Ihnen für das Gespräch.
Mit Udo Pastörs sprachen Lutz Dessau und Andreas Molau.
Quelle: DS