Die Zahlen hinter den Zahlen

Atypische Beschäftigung, Pendeln über die Landesgrenzen, Leiharbeit, Selbständige, die aufstocken lassen müssen – so rosig, wie die rot-schwarze Landesregierung uns die Arbeitsmarktlage ausmalt, ist sie nun wahrlich nicht.
 
Die Zahl der Arbeitslosen sei von 180.000 im April 2006 auf nunmehr 116.000 gesunken, erklärte Innenminister Lorenz Caffier vor zwei Monaten während einer Landtagssitzung stellvertretend für die Regierung.
 
Jeder Vierte atypisch beschäftigt
 
Wie aber schaut die Lebenswirklichkeit aus? In der Antwort auf eine Kleine Anfrage des NPD-Abgeordneten Stefan Köster (Thema: Atypische Beschäftigung) stellt die Landesregierung fest, daß das Normalarbeitsverhältnis in M/V „die dominierende Beschäftigungsform ist.“ 74,1 Prozent der abhängig Beschäftigten zwischen 15 und 65 Jahren unterlagen demzufolge im Jahresdurchschnitt 2010 einem solchen Arbeitsverhältnis (Drucksache 5/4352).
 
Im Umkehrschluß heißt das: Jeder Vierte Beschäftigte in M/V zählte im Vorjahr zu den atypisch Beschäftigten, war also befristet tätig und/oder arbeitete in Teilzeit unter 20 Stunden, womit die fatale Entwicklung der vergangenen Jahre eine Fortsetzung fand. 1997 noch betrug die Quote der atypischen Beschäftigung 16,6 Prozent, um dann bis 2007 auf 23,4 Prozent anzusteigen.
 
Leiharbeit oder Sklaventum des 21. Jahrhunderts
 
Gewachsen ist die Zahl der Leiharbeiter. Waren es 2007 noch etwa 9.000 Personen, die das neue Sklaventum des 21. Jahrhunderts betraf, belief sich ihre Zahl drei Jahre später auf 10.299. Die NPD-Landtagsfraktion hat per Antrag den geordneten Ausstieg aus dem Segment der Zeit- und Leiharbeit gefordert (Drucksache 5/4189).
 
Nicht zu vergessen sind jene, die zur Ausübung ihrer beruflichen Tätigkeit vorwiegend weite Fahrtwege in Kauf nehmen. 74.822 Personen waren zum Stichtag 30.06.2010 Auspendler aus M/V, das heißt, sie fahren zur Arbeit nach Schleswig-Holstein, Hamburg, Niedersachsen, Bremen, weil die etablierte Politik sich unfähig zeigt, in der engeren Heimat Arbeitsmöglichkeiten zu schaffen. Und so schönt die beträchtliche Zahl der Pendler Jahr noch einmal das statistische Material. Seit 2006 sind es Jahr für Jahr stets weit über 70.000 Menschen, die M/V täglich oder gar die Woche über verlassen, um ihrem Tagwerk nachzugehen.
 
Und nicht zuletzt gab es im Jahresdurchschnitt 2010 4.206 Selbständige, deren Einkommen nicht ausreichte, um aus eigener Kraft über die Runden zu kommen (Drucksache 5/4349). 2007 betraf dies „nur“ 2.983 Personen. Die Gesamtzahl der Selbständigen in M/V bewegt sich seit 2007 übrigens bei knapp 75.000.
 
Alles in allem ergeben die genannten Zahlen ein realistischeres Bild als das von CDU-Caffier gezeichnete. Aber so sind sie halt, „unsere“ Regierenden. Immer hübsch schönfärben, bis es irgendwann einmal richtig im Karton rummelt …    
zurück | drucken Erstellt am Sonntag, 12. Juni 2011