Vom „netten Kollegen“ Frank

Am 1. Mai wird seine unvermeidliche Rede zum Tag der Arbeit wieder über die Mattscheibe flimmern. Ver.di-Boß Frank Bsirske dürfte dann eine gewohnt kämpferische Ansprache halten.

Mindest- beziehungsweise Hungerlöhne, die zum Aufstocken durch das „Amt“ nötigen, das zum Sklavendasein mutierte „Segment“ Leiharbeit, Menschen, die weite Wege auf sich nehmen, um zur Arbeit zu gelangen, nicht zuletzt die am 1. Mai in Kraft tretende „Freizügigkeit“ für Arbeitnehmer osteuropäischer Staaten – es gibt genügend Anlässe, um in diesen Tagen nachdenklich, traurig oder auch wütend zu sein.

Da bedarf es natürlich kerniger Typen. Motto: Ohne Druck von unten wird oben nicht aufgewacht. Ist Bsirske so einer?

Zunächst in der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr (ÖTV) tätig, wechselte er 1997 ins Personal- und Organisationsdezernat der Stadt Hannover, wo Bsirske unter anderem Reformprojekte wie beispielsweise kundenfreundliche Bürgerämter auf den Weg gebracht hat. Mit auf sein Konto geht allerdings auch der Abbau von rund 1.000 Stellen (bei 16.000 Beschäftigten) der niedersächsischen Landeshauptstadt.

Während Streik First-Class-Reise nach L. A.

In die (Negativ-)Schlagzeilen geriet „Kollege“ Frank, als er im Sommer 2008 eine private First-Class-Reise mit der Lufthansa nach Los Angeles unternahm, derweil die Fluggesellschaft von ver.di (deren Vorsitzender er seit 2001 ist) bestreikt wurde, wobei ihm, da Mitglied des Aufsichtsrates der Lufthansa, solche Flüge gewährt wurden – eine Regelung, die abgeschafft gehört. Die „Opposition“ von CDU und FDP (sie ist im Endeffekt keinen Deut besser) stürzte sich samt Medien natürlich sofort auf den „Fall Bsirske“. Schließlich beglich er die Flugkosten aus eigener Tasche.

Nicht zuletzt ist Bsirske als Mitglied der Grünen (!) stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender des Energie- und Atomriesen RWE. Für diese Funktion kassierte er 2009 sage und schreibe 234.000 Euro. Als Ver.di-Chef verdient, pardon, bekommt er ein ebenso fürstliches Gehalt von 160.000 Euro brutto. Das ist also eines unserer Musterexemplare, die sich Arbeitnehmer-Vertreter nennen.

Auch dieser Stall gehört ausgemistet

Alles in allem steht Bsirske stellvertretend für eine Operetten-Republik, in der die Verantwortlichen den Menschen nicht einmal ungeschickt Oppositions-Rollen verkaufen, die überdies mit fürstlichen Zuwendungen versüßt werden. „Kollege Frank“ gehört zu diesem hochkapitalistischen System ohne Wenn und Aber dazu.

Doch ist Frank Bsirske zugegebenermaßen ein kleines Licht im Vergleich zu den Skandalen, die den Weg der Gewerkschaften in der BRD gepflastert haben. Einer nationalen Regierung wird nichts anderes übrigbleiben als auch diesen Stall mit seinen vorgeblichen Freundschaften, engen Verquickungen und unübersehbaren Vorteilsnahmen rigoros auszumisten.

* Der Großteil der Angaben entstammt Wikipedia, der Fakt zum RWE-Aufschtsratsposten dem Buch von Jutta Ditfurth „Krieg, Atom, Armut. Was sie reden, was sie tun: Die Grünen“
zurück | drucken Erstellt am Freitag, 29. April 2011