Opferverein contra Volkssolidarität

Die Volkssolidarität hat in den vergangenen Monaten für Negativ-Schlagzeilen gesorgt. Staatsanwaltschaftliche Ermittlungen richten sich gegen 17 Personen.
 
Grund sind dubiose Geschäfte von VS-Funktionären der Kreisverbände Bad Doberan/Rostock-Land und Mecklenburg-Mitte.  Die Beschuldigten, unter ihnen die früheren Geschäftsführer der Verbände, Amandus K. und Lothar V., zugleich Geschäftsführer der seit 2009 insolventen Fonds, sollen zumeist älteren Bürgern über zwei eigens gegründete Immobilien-GmbH riskante Anlagen für soziale Nutzimmobilien verkauft haben.
 
Gegen die Beschuldigten wird nunmehr wegen Insolvenzverschleppung, Anlagebetrug und Untreue ermittelt. Wie aus Sitzungsniederschriften hervorgeht, waren die erheblichen finanziellen Probleme der Fonds seit 2005 bekannt.  
 
Anleger mit Renditen ab fünf Prozent gelockt
 
„Investiert“ wurde in teilweise marode Objekte, darunter ein Obdachlosenheim. Andere Immobilien wiesen nicht die entsprechende Auslastung auf. Die versprochenen Renditen „ab fünf Prozent“, wie sie in Hochglanz-Prospekten versprochen wurden, konnten so natürlich nie und nimmer erwirtschaftet werden.
Die Anleger vertrauten dabei auf den guten Ruf der Volkssoli, die immerhin der größte mitteldeutsche Wohlfahrtsverband ist – und wurden bitter enttäuscht. Insgesamt 10,25 Millionen Euro hatten etwa 1.650 Betroffene in die Fonds eingezahlt. Das Geld ist wohl größtenteils futsch.
 
Dennoch stirbt die Hoffnung bekanntlich zuletzt. Die Interessen der geprellten Anleger vertritt ein eigens gegründeter Verein namens Interessenverband der Geschädigten von VS-Geldanlagen e. V. Die Mitglieder haben sich zum Ziel gesetzt, den Nachweis zu erbringen, daß die Volkssolidarität Kenntnis von den Machenschaften der selbsternannten Immobilien-Fonds-Managern hatte. In diesem Fall müßte die VS mit ihrem Vermögen haften.    
 
Rechtlich selbständige Unternehmen?
 
Dagegen wehren sich die VS-Funktionäre bis in die Bundesspitze hinein. Nein, bei den Gesellschaften habe es sich um selbständige Unternehmen gehandelt. Der Landesverband gibt den Druck an seine Kreisverbände weiter, die rechtlich eigenständige Gebilde seien. Doch wurden die Verträge größtenteils in den Räumen der VS abgeschlossen, womit bei den Anlegern der Eindruck erweckt werden mußte, es handele sich um Angebote des als seriös eingestuften Verbandes.
 
Für Gottfried Hörnig, Vorsitzender des Interessenverbandes, liegt der Fall dagegen klar auf der Hand. Spätestens 2005 hätten alle Verantwortlichen von der bevorstehenden Insolvenz der Fondsgesellschaften gewußt. „Der Fonds wurde nicht wie erwartet geschlossen. Stattdessen wurden immer neue Anleger gelockt, um mit ihrem Geld die Löcher zu stopfen“, erklärte er gegenüber der Ostsee-Zeitung (21.07.2010).

Fest steht: Es ist nicht das erste Mal, daß sich Mitarbeiter der Volkssolidarität e. V. vor Gerichten verantworten müssen. Mehr darüber lesen Sie hier. Die Linke, als deren Vorfeld-Organisation die VS gelten kann, hat im Landtag zum Thema noch keinen Mucks von sich gegeben. Den Genossen ist es offenbar peinlich, einen Teil ihrer Strukturen in Machenschaften wie die eben genannten verwickelt zu sehen.
 
Über die Fonds-Gesellschaften berichteten wir unter anderem bereits hier, hier und hier.
zurück | drucken Erstellt am Mittwoch, 18. August 2010