Sparmann bestenfalls Spitze vom Eisberg

Weil sie sich als Wahlfrau für die Versammlung zur Wahl des Bundespräsidenten aufstellen ließ, blies der Moderatorin eines Radiosenders dann doch ein wenig Gegenwind ins Gesicht.
 
Andrea Sparmann ist eine attraktive Person. Die meisten kennen nur ihren Namen bzw. ihre Stimme. Sparmann arbeitet für die „Ostseewelle“ als Moderatorin. Anfang Juni wurde bekannt, daß sie zu jener Versammlung von Wahlfrauen und –männern gehört, die Ende dieses Monats den neuen Bundespräsidenten bestimmen wird. Die Radio-Mitarbeiterin ließ sich dabei für Die Linke aufstellen. Das ist in Teilen von Politik und Medien auf wenig Gegenliebe gestoßen. Der Verweis auf die Tatsache, daß zumindest Teile der Partei, beispielsweise die Kommunistische Plattform, vom Verfassungsschutz beobachtet werden, fehlte dabei ebenso wenig wie der Hinweis auf die fehlende Distanzierung von den Untaten des SED-Diktatur. Nicht zu vergessen: Die Verbandelung einzelner Personen bzw. Abgeordneter der Roten mit gewalttätigen „Antifa“-Kriminellen läßt sich auch für Mecklenburg und Vorpommern belegen.
 
Andrea Sparmann rechtfertigte sich damit, das Angebot „sprichwörtlich aus heiterem Himmel“ erhalten zu haben. Sympathisantin oder gar Mitglied der Linken sei sie nicht. Auch handele es sich um eine „Jahrzehnte alte Tradition, daß auch öffentlich bekannte Personen in die Bundesversammlung delegiert werden“ - nur eben keine Journalisten, die sich nicht zuletzt in solchen Dingen zurückhalten sollten. Und so sehen andere Kritiker wiederum den immer wieder gern hervorgekehrten Grundsatz journalistischer Unabhängigkeit in Gefahr.
 
„Unabhängigkeit“ sehr zu bezweifeln
 
Für sich genommen ist die Argumentation derer, die Frau Sparmann ins Gewissen geredet haben, nicht einmal so falsch. Blickt man über den Tellerrand aber hinaus, läßt sich nach genauerer Prüfung eins feststellen: Mit der Unabhängigkeit der Medien ist es in diesem Staate denn doch nicht weit her.
 
Nehmen wir den Madsack-Konzern. Er ist einer der fünf Regionalzeitungsriesen in der Bundesrepublik Deutschland. Ein Fünftel der Madsack-Anteile gehört der in Hamburg ansässigen Deutschen Druck- und Verlagsgesellschaft (DDVG), der Medienholding der SPD. Direkt oder indirekt sind die Sozis dabei an Medien wie der „Westfälischen Rundschau“, der „Leipziger Volkszeitung“, den „Dresdner Neuesten Nachrichten“, aber auch an „Antenne Mecklenburg-Vorpommern“ beteiligt. Im Mehrheitsbesitz des Madsack-Konzerns befinden sich übrigens auch die „Lübecker Nachrichten“ und die „Ostsee-Zeitung“.
 
Wer beim Springer-Verlag dem journalistischen Handwerk frönen möchte, muß eine Erklärung unterzeichnen, nicht gegen die Interessen Israels zu schreiben. So lassen sich auch die stets israelfreundlichen Schlagzeilen der Zeitung mit den vier großen Buchstaben im Zeitungskopf erklären.
 
Gar nicht erst wissen wollen wir, welche Journalisten von Politik-Redaktionen gewisser Fernsehsender ein Parteibuch ihr eigen nennen.
 
Nur einige Beispiele, die zeigen, daß die herrschende Klasse eigentlich keinen Grund hat, mit dem „Du-Du-Finger“ auf andere Staaten zu zeigen. Der Privatritt von Frau Sparmann ist angesichts der eben genannten Tatsachen denn auch bestenfalls die Spitze des Eisbergs.
zurück | drucken Erstellt am Montag, 14. Juni 2010