TV.Rostock und die „Unabhängigkeit“ der Medien

Durch einen Wechsel an der Spitze des Fernsehsenders tv.rostock werden wieder einmal aufschlußreiche Erkenntnisse ans Tageslicht befördert.

Die mediadock GmbH und Thomas Böhm, bislang deren geschäftsführender Gesellschafter, gehen ab sofort getrennte Wege, nachdem es zu unüberbrückbaren Differenzen über die strategische Ausrichtung des regionalen Senders gekommen sein soll. Das meldete jüngst der regionale Netznachrichtendienst mvregio. Als Nachfolgerin wird Jeanette Nentwig genannt. Die 40jährige hat bei den Lübecker Nachrichten in einer Reihe von Positionen gearbeitet, bevor sie das Anzeigenblatt „Wochenspiegel“ sowie das Gesellschaftsmagazin „Lübeck delüx“ verantwortete.

Branchenkennern zufolge werde der Einfluß der Ostsee-Zeitung, einer der Gesellschafter von mediadock, nunmehr weiter anwachsen. Anfang 2009 erwarb die Lübecker Nachrichten GmbH die Anteile der Axel Springer AG an der Ostsee-Zeitung GmbH und Co. KG. Seitdem ist die OZ eine 100prozentige Tochter der LN. Die wiederum befinden sich im Mehrheitsbesitz der Mediengruppe Madsack (Hannover), die ebenfalls zu Beginn des vorigen Jahres von Springer 49 Prozent direkt sowie weitere Anteile indirekt an den Lübecker Nachrichten übernahm.

Neben Springer, DuMont, WAZ und Südwestdeutscher Medien Holding wurde Madsack damit zu einem der fünf Regionalzeitungs-Riesen. Mit dem Erwerb steigerte Madsack die Auflage der Tageszeitungen von 675.000 auf über eine Million Exemplare. Ein Fünftel der Madsack-Anteile gehört der in Hamburg ansässigen Deutschen Druck- und Verlags-Gesellschaft (DDVG), der Medienholding der SPD. „Deren Einfluß dürfte dank der Konstruktion des Gesellschaftervertrages über den prozentualen Anteilen hinausgehen“, mutmaßte vor etwas mehr als einem Jahr die Frankfurter Allgemeine Zeitung.

DDVG: Medienimperium der SPD

Auf das Ausmaß der Beteiligungen sowie weitere Fakten wies der NPD-Abgeordnete Stefan Köster bereits Anfang Juli 2008 während einer Sitzung des Landtages hin: „... Unabhängig sollen die Medien also sein. Wie diese Unabhängigkeit in Wirklichkeit aussieht, zeigt uns schon der Einfluß der Systemparteien bei den öffentlich-rechtlichen Fernseh- und Rundfunkanstalten. Sehr deutlich wird es auch beim riesigen Medienimperium DDVG, welches in der Hand der SPD ist und eine direkte und indirekte Einflußnahme auf die Berichterstattung ermöglicht. So ist die SPD direkt und indirekt an folgenden Medien beteiligt: ,Westfälische Rundschau’, ,Frankfurter Rundschau’, ,Hannoversche Allgemeine Zeitung’, ,Leipziger Volkszeitung’, ,Dresdner Neue Nachrichten’, ,Sächsische Zeitung’, ,Antenne Mecklenburg-Vorpommern’ und so fort.“

Es mag etwas weit hergeholt sein. Doch muß schon die Frage erlaubt sein, inwieweit die Sozis jetzt versuchen werden, ihren Einfluß über die Schiene DDVG – Madsack -Lübecker Nachrichten - OZ auch auf den beliebten Rostocker Regionalsender auszudehnen. Die Breitenwirkung wäre enorm, da TV.Rostock nicht nur in der Hansestadt, sondern auch in den Landkreisen Bad Doberan und Güstrow zu empfangen ist. Warten wir’s ab.
zurück | drucken Erstellt am Mittwoch, 12. Mai 2010