Alkoholismus als sozialer Seismograph

Der Mißbrauch von Alkohol im Volk ist gerade in der heutigen Zeit ein Gradmesser eines sozialen gesunden Umfelds. Je höher die Zahl derjenigen, die regelmäßig zur Flasche greifen, desto destruktiver ist das äußere Gefüge. Dabei spielen persönliche als auch gesellschaftliche Umstände eine entscheidende Rolle.

Exemplarisch für die gegenwärtige Situation stehen hierbei jüngste Erkenntnisse des Sozialpsychatischen Dienstes des Demminer Gesundheitsamtes: Für jeden achten Einwohner des Landkreises Demmin ist der Verzehr von alkoholischen Getränken nicht gleichbedeutend mit reinem Genuß, sondern ein ernstzunehmendes Problem. Über 10.000 Landsleute allein in den Demminer Landkreisgrenzen werden als alkoholgefährdet bzw. alkoholsüchtig eingestuft.

Demmin als Fallbeispiel

Arbeitsergebnisse des Suchtforschungszentrums der Universität Greifswald belegen landesweit Umstände, die den Auswuchs von Alkoholismus im Volk begünstigen.

So verzeichnet Mecklenburg-Vorpommern im Vergleich zu anderen Bundesländern eine sehr hohe „Dichte“ an gesundheitsriskanten Alkoholkonsum, welche durch wirtschaftliche, demographische und soziale Faktoren verstärkt wird. In ländlichen Regionen wiesen 8 Prozent aller Patienten in öffentlichen Krankenhäusern eine Alkoholabhängigkeit und weitere 15 Prozent einen gesundheitsriskanten Alkoholkonsum auf. Ähnliche Zahlen sind auch in eher städtischen Regionen zu finden. Desweiteren kommt das Suchtforschungszentrum zu dem Schluß, daß gesundheitsriskanter Alkoholkonsum bei arbeitslosen Krankenhauspatienten häufiger vorkommt als bei denen, die einer Arbeit nachgehen können.

Halbherzige Prävention als Feigenblatt

Immer wieder hört man von offiziellen Stellen, daß die einzig probaten Mittel gegen Suchtverhalten jedweder Art nur Aufklärung und Vorbeugung sind. Den BRD-Offiziellen ist es jedoch andererseits bewußt, daß schwere Trinker selten das politische Umfeld hinterfragen und weder gestaltend noch kritisch an politischen Prozessen teilnehmen. Diese sind der Staatsführung liebsten Bürgern.

Es muß daher in dieser Frage endlich Klarheit geben: Um unser Volk und insbesondere unsere Jugend zu schützen und die Alkoholsucht wirksam eindämmen zu können, bedarf es nicht nur einer intensiven Alkoholmißbrauchsprävention. Hierbei steht der Staat in seiner Pflicht. Dieselben Einnahmen, die durch die Brandweinsteuer und die Alkopopsteuer Jahr für Jahr in den Haushalt einspeist werden, könnten hierbei einen Anfang machen. Verantwortungsbewußte Politiker sollten dem Schutz des Volkes oberste Priorität einräumen. Ein Ausweiten der Alkoholsucht kann nur dann nachhaltig eingedämmt und verhindert werden, wenn auf gesellschaftspolitischer Ebene ein Neubeginn für unser Volk ermöglicht wird. Der Nährboden für Alkoholismus ist und bleibt die Arbeitslosigkeit und die daraus resultierende Perspektiv- und Hoffnungslosigkeit vieler insbesondere junger Deutscher in Mecklenburg und Pommern.
zurück | drucken Erstellt am Mittwoch, 06. Januar 2010