Kampf für eine sichere und bürgernahe Bahn

Auch im Bereich der Bahn kracht es an allen Ecken und Enden – ein Streifzug durch die Auswirkungen der Liberalisierung

Überfüllte Züge und kaputte Türen, permanente Verspätungen und steigende Preise, dann noch bestellte Leserbriefe in Zeitungen zugunsten eines Börsenganges sowie  defekte Achsen – die Bahn kommt aus den Schlagzeilen einfach nicht raus. Überhaupt die Achsen: Deren Überprüfung war stets ein Markenzeichen deutscher Eisenbahn-Geschichte gewesen. War. Denn vergessen ist das Vermächtnis eines August Wöhler (1819 – 1914). Der Niedersachse begann 1856 mit Versuchen über die Dauerbeanspruchung des Eisens und kann mit Fug und Recht als einer der deutschen Pioniere der Werkstoffprüfung bezeichnet werden. Wöhler kam nach jahrelanger Forschung zu dem Schluß, zumindest jede 50. Achse zu prüfen.

Profit vor Sicherheit durch „Bahnreformen“

Im Zuge von Liberalisierung und Privatisierung ist dieses über Generationen weitergegebene Sicherheitsdenken mehr und mehr ins Hintertreffen geraten. Die Tests erschienen den „Bahnreformern“ als zu kostspielig (in Wahrheit geht es auch hier um den Profit). In einigen Fällen, so bei der Berliner S-Bahn, sollen gar Prüfprotokolle manipuliert worden sein. Die Entgleisung eines ICE am 9. Juli 2008 in Köln infolge eines Achsenanrisses war der vorläufige Höhepunkt einer Serie von Pannen. 

Niedriglöhne bei den Privaten

Derweil schritt die Privatisierung im Personenverkehr weiter fröhlich voran. Seit den neunziger Jahren entstanden – durch Druck des EU-Monstrums Brüssel – private Unternehmen, die schlicht und ergreifend Lohndumping betreiben. Lokführer bei den „Neuen“ verdienen oft bis zu 500 Euro weniger als ihre Kollegen beim Staatsunternehmen mit der Folge, daß die DB Regio bei Ausschreibungen oft das Nachsehen hat. Gegen diesen „Wettbewerbsvorteil“ der Privaten macht jetzt die Lokführer-Gewerkschaft GDL Front - spät, aber hoffentlich nicht zu spät, nachdem sie die beträchtlichen Lohnunterschiede über Jahre duldete, um den neuen Privatbahnen „eine Chance im Wettbewerb gegen die übermächtige DB“ einzuräumen, wie GDL-Boss Claus Weselsky laut ND vom 05.08.2009 erklärte.   

NPD voll auf Seite der Liberalisierungs-Gegner

Wachsamkeit ist von allen Befürwortern einer bürgernahen und unter Staatskontrolle stehenden Bahn auch weiterhin gefragt. Ginge es nach den Liberal-Extremisten der FDP, würden Personen- und Frachtverkehr nunmehr vollends der „Zielrichtung einer Vollprivatisierung“ unterliegen. Noch stemmt sich Bahn-Chef Rüdiger Grube gegen Börsengang und Zerschlagung des Unternehmens Deutsche Bahn. Das integrierte Unternehmen in seiner jetzigen Form ermögliche, daß Beschäftigte von nicht mehr benötigten Stellen in andere Konzernteile wechseln können. „Wenn dieses System nicht mehr funktioniert, landen die Leute auf dem Arbeitsmarkt“, erklärte Grube Ende September in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur.

Um sich Filetierung und Ausverkauf des volkseigenen Gutes Bahn entgegenzustemmen, entstanden in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten einige Initiativen, beispielsweise „Bahn für Alle“, „Allianz pro Schiene“ und nicht zu vergessen der Fahrgastverband „Pro Bahn“.

Die NPD verlieh ihnen auch im Landtag von Mecklenburg-Vorpommern Gehör. Zweimal bereits stellte sie den Antrag, Privatisierungspläne und Börsengang zu verhindern. Die Anträge finden Sie hier und hier.

zurück | drucken Erstellt am Montag, 26. Oktober 2009