Der Finanzsenator läßt seine Gedanken spielen
Der Finanzsenator der Hansestadt Rostock ist jemand auf denn man hören sollte.
Besonders wenn er Dinge nicht sagt, oder sich in Andeutungen verliert.
Gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten, wenn die Stadtkasse leer, die Erwartungen hoch und die Zukunft ungewiss ist.
Da kommt es mehr den je auf denjenigen an, der den Schlüssel zur Schatulle hat. Er muß darüber nachdenken, wie man die Ausgaben senkt und möglichst die Einnahmen steigert.
Nun wurde er, aus Anlass der Neuwahl der Bürgerschaft, von den investigativen Spitzenleuten der Ostseezeitung einem knallharten Interview unterzogen. Da sollte er Farbe bekennen, wie er sich die finanzielle Zukunft der Stadt vorstellt.
Nach einigem hin und her über die üblichen Verdächtigen wie etwas Ausgaben im Bereich Jugend und Soziales oder den Haustarif für die städtische Verwaltung, kam man dann auf die Einnahmenseite zu sprechen.
Neben Dauerthemen wie der Verkauf von Vermögenswerten ließ sich der Finanzsenator mal ganz tief in die Karten schauen. Dort zuckt so mancher Geistesblitz.
Andere Städte nehmen Eintritt für ihre Volksfeste - sollte Rostock da nicht auch…?
"Die Dresdener zahlen für ihr Elbhangfest 10 Euro Eintritt." entfuhr es dem Kassenwart.
"Warum machen wir Party zum Nulltarif? Bestes Beispiel ist hier die Hanse Sail." vervollständigte er dann den Gedankengang.
Nicht das da einer behauptet, der Finanzsenator sagt: Die Hanse Sail kostet jetzt 10 Euro Eintritt! Das hat er nicht - er hat nur zwei Sachverhalte nebeneinander gestellt.
Etwa wie in der Bundespolitik. Die Staatsverschuldung steigt an - und ein Spitzenpolitiker der CDU/ CSU denk über die Mehrwertsteuer nach - nur mal so. Das hat nichts zu sagen.
Zurück zum Rostocker Finanzsenator und der Hanse Sail.
Die Hanse Sail zieht ca. 1,5 Mill. Besucher an und macht durchschnittlich 38 Mio Euro Umsatz. Dazu kommen noch ca. 25 Mio. für Übernachtung und sonstige Ausgaben der Gäste.
Da dürfen einem Finanzer mit leeren Taschen schon mal die Augen leuchten.
Doch scheint er schlecht informiert über die Feste in Sachsens Hauptstadt zu sein.
Das von ihm zitierte Elbhangfest hat nur 80´000 Besucher und verteilt sich über Örtlichkeiten in der ganzen Stadt. Es ist keine reine Freiluftveranstaltung. Darum auch der Eintritt, der gilt dann für alle teilnehmenden Veranstaltungsorte.
Damit steht es schon rein von der Besucherzahl z.B. weit hinter dem "Stadtfest Dresden" mit 500`000 Gästen zurück. Und das kostet auch keinen Eintritt.
Schon jetzt gibt die Hansestadt jedes Jahr einen Zuschuss von über 300`000 Euro zur Hanse Sail. Wenn man den Stadthafen einzäunt, Wachschutz bezahlt, Kassenhäuschen auf- und Kartenverkäufer einstellt dürfte es einiges mehr werden. Und einiges an Gästen weniger.
Darum ein Hinweis zum Schluß: Milchmädchenrechnung ist kein Teilbereich der Mathematik.
Als ehemaliger Kämmerer vom Kreis Recklinghausen sollte Scholze das wissen
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Erstellt am Donnerstag, 02. Juli 2009