"Der Weihnachtstod"

Eine nette Wohnstube in Bad Doberan …
sie schmücken andächtig den Weihnachtsbaum.

Mann: Sage einmal, du glaubst es aber schon, daß ich arbeiten will?

Frau: Natürlich glaube ich es.

Mann: Die anderen nicht … Mir ist, als wenn das gar nicht ich bin, der "ich", als wenn das ein anderer wäre …Ob ich betteln gehen soll?

Frau: Du spinnst ja … Wir sind nicht so arm, daß wir zum Betteln gehen müssen.

Mann: Noch nicht. Aber wenn ich die Arbeitslosenunterstützung nicht bekomme und auf das Sozialamt gehen muß, meinst du, das ist dann kein Betteln?

Frau: Aber nicht auf der Straße!

Mann: Lieber wäre ich auf der Straße, weil mich dort nicht jeder kennt. Der auf dem Sozialamt, der redet mich mit meinem guten ehrlichen Namen an, den er aus den Akten herausliest.

Frau: Aber der muß uns etwas geben, weil es unser gutes Recht ist.

Mann: Aber der tut so, als wenn er mir etwas schenken müßte, als wenn ich IHN anbetteln würde, weil ich zu faul bin zum arbeiten … Und dann bekomme ich ein Formular, wie viel ich in Monat an Euro bekomme..

Frau: Noch sind wir nicht beim Sozialamt.

Mann: Noch nicht, aber bald!

Frau: Bis dahin hast du wieder eine Arbeit!

Mann: Lüge mich doch nicht an … Ich bekomme nichts mehr … Wenn ich bei meiner Vermittlung im Arbeitsamt stehe, was glaubst du, was da außer mir noch für Leute stehen: meine und deine Kinder könnten das sein, die dort stehen … mich nimmt keiner mehr …
Heute lassen Sie die Millionen Menschen nicht arbeiten, von denen die meisten gern arbeiten würden und andere wiederum müssen arbeiten für drei. Wo ist da die Gerechtigkeit?

Frau: Aber der Staat …

Mann: Der Staat! Laß mich doch mit diesem Staat in Ruh. Vor 25 Jahren habe ich beim "Müller" den Lohn für 100 Arbeiter ausgerechnet, vor zehn Jahren für 80 und bevor sie mich entlassen haben noch für rund 50. Der Staat hat zugesehen, keinen Ton hat der gesagt.

Frau: Interessiert diesen Staat das Volkswohl nicht?

Mann: Der Staat schweigt! Der beschützt das, was einer hat. Wenn man viel hat, beschützt er viel, wenn man wenig hat, beschützt er wenig. Und wenn man nichts hat, nichts …
zurück | drucken Erstellt am Samstag, 20. Dezember 2008