Der stummen Seele eine Stimme geben

Im Gespräch mit dem Kandidaten für die Bürgermeisterwahl am 18. 05.2008 in Neukalen, Torsten Schmidt.

Herr Schmidt, Sie treten in Neukalen zur Bürgermeisterwahl an, die am 18. Mai stattfindet. Stellen Sie sich bitte kurz vor.


Torsten Schmidt: Ich bin 45 Jahre alt und wurde in Malchin geboren. Der weitere Werdegang ähnelt dem von vielen Menschen in der früheren DDR: 10 Jahre allgemeinbildende Polytechnische Oberschule, also POS, anschließend zwei Jahre Lehre, die ich als Bäcker abschloß; es folgte die Qualifizierung zum Bäckermeister. Von 1990 bis 2002 war ich als solcher selbständig.

Sind Sie waschechter Mecklenburger?

Teils, teils: Meine Mutter wurde durch Flucht und Vertreibung von Ostpreußen hierher verschlagen, den Großvater erschossen die Russen. Die Familie besaß in Ostpreußen einen Bauernhof. Väterlicherseits gehören Bauern, Handwerker und Akademiker zu den Vorfahren, die aus Mecklenburg stammen. Mein Großvater begründete 1931 in Neukalen die Bäckerei – ich bin sozusagen in seine Fußstapfen getreten. In Salem bei Malchin, dort, wo jetzt das Kolpingwerk steht, hatten meine Vorfahren einen Bauernhof.

Den letzten Hofbesitzer und seine Familie fuhr mein Großvater im Jahre 1952 des nachts mit seinem Bäckerwagen, gezogen von zwei Pferden, nach Teterow zum Bahnhof, damit er die Zone verlassen konnte, denn die Abgabenlasten des Staates wurden unerfüllbar – er war einer von 146.000 Bauern.

Warum treten Sie nicht für die NPD an, der Sie ja angehören?

Ich will zeigen, daß es für die NPD nicht vordergründig um die Parteipolitik geht, zumal, wenn es sich um ein Ehrenamt wie das eines Bürgermeisters, in diesem Fall eines ehrenamtlichen, handelt. Wir setzen auf Personen, nicht auf Etikette; es geht schlichtweg um Grundhaltungen. Wir müssen nicht überall unser Logo draufhaben; uns geht es um die Bürger vor Ort.

Und die vermissen Sie auch in Neukalen?

Nun ja, ich sage es einmal so: Wir haben hier aus meiner Sicht in der Kommunalpolitik eine Cliquenwirtschaft, die natürlich alles andere als richtungsweisend für unser Gemeinwesen sein kann. Diese Cliquenwirtschaft werde ich, sollte die Wahl erfolgreich verlaufen, rigoros angreifen.

Der moderne Politiker sollte vor allem wirtschaftlich und soziologisch durch und durch gebildet sein, so sehr, daß sein Fachwissen ihn vor der Parteiversklavung und Cliquenknechtschaft bewahrt und sein Auge für den stahlharten sachlichen Kern der Interessenkämpfe schärft.

Dieses Wissen ersetzt natürlich weder den angeborenen Takt der Dinge, das heißt die Urteil und Tat schließlich bestimmende Intuition der gesellschaftlichen Zusammenhänge noch das Wertgefühl für die um die Führung ringenden Kräfte, die mit der Zukunft im Bunde sind. Ich werde die Klugheit anerkennen, wo ich sie sehe; Parteien spielen dabei keine Rolle.

Der Petitionsausschuß des Landtages hat kürzlich seinen Bericht für 2007 vorgestellt. Das Thema Schulschließungen und Schulwege spielte in den Petitionen der Bürger eine sehr große Rolle? Welche schulischen Strukturen gibt es in Neukalen?

Keine bzw. keine mehr. Unsere, früher die weiterführende Grundschule für Neukalen, steht seit ein paar Jahren leer. Die meisten schulpflichtigen Kinder und Jugendlichen fahren nach Dargun, wobei das Hin- und Herfahren bereits mit der 1. Klasse beginnt. Der Wahnsinn: Die Schule wurde mit großem Aufwand saniert, als schon absehbar war, daß die Schülerzahl zurückgehen wird. Letztlich geht es darum, Gelder zielgenauer einzusetzen, die Planungen reeller zu gestalten.

Auch die Bibliothek hat arg zu knapsen, was einen Bücherliebhaber natürlich das Herz bluten läßt. Andererseits werden Hunderttausende in den sogenannten Anti-Rechts-Kampf gesteckt, mit denen sich beispielsweise andere wirklich soziale, zum Beispiel gesundheitsfördernde Projekte aufbauen bzw. unterstützen ließen. Aber als Bürgermeister bekommt man ja Einblick in die Nachricht hinter der Nachricht, sprich, in sämtliche Haushaltsunterlagen. Und dann werden wir ja sehen, was nicht dem Volkswohl, sondern nur den egoistischen Befindlichkeiten einiger weniger dient.

Die Privatisierungswut im Sinne der Globalisierung schlägt ja immer wieder auch und gerade auf die Strukturen auf dem flachen Lande durch. Erwähnt sei an dieser Stelle die Post. Gibt es in Neukalen noch eine?

Nein, schon lange nicht mehr. Bei Edeka war dann eine kleine Filiale, die ist aber auch raus. Jetzt bietet das Schreibwarengeschäft Briefmarken und ähnliches an. Die nächste Postfiliale befindet sich in Dargun – die sogenannte große Politik schlägt hier voll durch; die Post macht nur noch das, was Geld bringt. Vom Prinzip einer ausreichenden Grundversorgung, gerade was die Fläche betrifft, hat sie sich verabschiedet.

Welche weiteren Probleme gibt es in Neukalen?

Zunächst einmal ist festzuhalten, daß der Spielraum einer BRD-Kommune mittlerweile äußerst gering ist – 85 Prozent der Gesetze werden in Brüssel gemacht. Insofern gleicht das dauernde Gerede von kommunaler Selbstverwaltung ohnehin einem Witz.

Und dennoch gibt es Dinge, gegen die man sich wehren muß. Ich denke da nur an das unsinnige Umlagesystem. Auf Neukalen bezogen, wurde, was Rückzahlungen an den Kreis betrifft, nicht der aktuelle Stand, sondern der von vor zwei Jahren zugrunde gelegt, so nach dem Motto: Pi mal Daumen mal Fensterkreuz. Die Rücklagen der Stadt sind nunmehr aufgebraucht. Ein Wahnsinn, dem man auf der nächst höheren Ebene, im Kreistag begegnen muß. Und da der Bürgermeister ja automatisch mit im Kreistag sitzt … Auch hier ist es wichtig, daß mal ein frisches Gesicht dazwischenkommt.

Was halten Sie von der Arbeit Ihrer Partei im Landtag?

Durch die NPD-Fraktion im Landtag von M-V erhält die sonst so stumme Seele des deutschen Volkes endlich eine Stimme. Es gibt sie noch: die jung sind und doch keiner Tagesmode folgen, die ihre geistige Haltung nicht nach Angebot und Nachfrage richten, die die Reportage der Oberflächenwelt allzu billig finden. Es gibt sie noch, jene Menschen, die auf der Suche nach geistigen Werten, nach Glauben, Enthusiasmus, Wollen und Entschlüssen sind, die aus dem eigenen tiefen Wesen stammen.

Die überlieferten Parteien spüren die Demaskierung ihrer Gnadentümer, mit deren falscher Moral die deutsche Jugend jahrzehntelang gefüttert wurde und in deren hohlem Scheinglanz es sich das Bonner und Berliner Kartell wohl sein ließ.

Die aufstrebende nationale Opposition wird mit Drohgebärden und verleumderischen Anschuldigungen geradezu überschüttet, so, als trüge sie die Schuld an den horrenden sozialen und wirtschaftlichen Problemen. Diese Buhmann-Funktion kommt bei immer weniger Menschen im Lande an, weil sich die NPD in Wort, Bild und Schrift eine Gegenöffentlichkeit geschaffen hat, die natürlich ausgebaut werden muß. Immerhin: Eine wachsende Zahl von Menschen begreift, daß der soziale Gedanke der stärkste und notwendigste Bestandteil des Nationsbegriffs sein muß.
zurück | drucken Erstellt am Sonntag, 27. April 2008