HRO – Hoffnungen und Begehrlichkeiten

In der Hansestadt Rostock spielt das Thema "Eingemeindung" seit einigen Monaten wieder eine größere Rolle.

Verwundern kann dies angesichts der Haushaltslage wohl kaum. Um so erfreuter nahmen die Stadtväter eine Stellungnahme des Landesrechnungshofes zur Kenntnis, laut der durch Eingemeindungen immerhin 45 Mio. Euro in die klammen Kassen gelangten. Zwar würden im Gegenzug Sozial- und Personalausgaben in Höhe von 17 Mio. Euro entstehen. Aber was soll’s, sagen sich die Stadtoberen.

In der Enquete-Kommission des Landtags, deren Hauptzweck in der Vorbereitung der Kreisgebietsreform (Monster-Kreise im XXL-Format) besteht, hatte sich Rostock beim Thema Eingemeindungen – ganz im Gegensatz zur Hansestadt Wismar – eher zurückhaltend gezeigt.

Fest steht, daß Rostocks Stadtväter sich in Sachen Wohnungs- und Hausbau offenbar über Jahre für ein Schlafmützen-Dauerabo entschieden. Als man sich Ende der 1990er Jahre endlich besann, Wohngebiete auf städtischem Territorium auszuweisen, waren Tausende Besserverdienende bereits mit Kind und Kegel in die Umlandgemeinden gezogen, die nunmehr die Begehrlichkeiten der Stadtkämmerer wecken.

Der NPD-Landtagabgeordnete, Rechtsanwalt Michael Andrejewski, erklärte zur Thematik: "Sicher, die Abwanderung in den sogenannten Speckgürtel führt zu einer stärkeren topographischen Differenzierung zwischen bessergestellten Leuten und den in Rostock Verbliebenen. In gewisser Weise gibt es Tendenzen, daß einerseits verfallende Ghettos und andererseits Luxus-Wohngebiete entstehen, die sich dann durch Wachdienste von der sie umgebenden Armut abschirmen lassen."

Zum Problemkreis Eingemeindung sagte Andrejewski: "Es ist schon richtig: Die Bewohner der Umlandgemeinden profitieren zum einen von den in Rostock vorhandenen Möglichkeiten, von Arbeitsplätzen und Freizeitangeboten. Zum anderen würde eine zwangsweise Eingemeindung die Identität von jahrhundertealten Gemeinden zerstören. Meine Vorstellung geht dahin, daß der Speckgürtel noch genau zu bemessende Abgaben für soziale und kulturelle Belange Rostocks zahlt, wobei hier noch zu differenzieren ist, indem sich die Verantwortlichen die Frage stellen: Sind tatsächlich alle Umlandgemeinden reich? Nichts wäre hier schlimmer als schematisches Denken und Handeln."
zurück | drucken Erstellt am Freitag, 18. Januar 2008