Heißt die 1990 nach dem Sowjet-Propagandisten und Schriftsteller Ilja Ehrenburg benannte Straße in Rostock-Toitenwinkel bald anders? OB Roland Methling äußerte sich zumindest entsprechend.
Sein Vorgänger Arno Pöker hatte kurz vor Ende seiner Amtszeit Gleiches ins Auge gefaßt. Die „Beibehaltung des Straßennamens“ führe "zu einem Schaden" für die Stadt, verwendete er ebenso, wie Methling es heute tut, das Tourismus-Argument - die Ende der 1980er Jahre errichteten Wohnblöcke zählen gewiß nicht zu den Attraktionen, die geeignet sind, auswärtige Besucher vom Hocker zu reißen.
Immerhin aber stützte sich Pöker auf Hinweise von Bürgerinnen und Bürgern zur "Rolle Ilja Ehrenburgs als Kriegsberichterstatter im 2. Weltkrieg." In unzähligen Aufrufen hatte der 1891 in Kiew geborene Sohn eines Spezialisten für Bierbrau-Anlagen in blutrünstiger Weise zum Mord an Deutschen aufgerufen. "Geistiger Brandstifter" nennt man so etwas.
Die im Stadtparlament vertretenen Blockparteien wandten sich aus unterschiedlichen Gründen gegen eine Neubenennung: Bei PDS und SPD klangen ideologische Motive durch; CDU und FDP führten Haushaltsberatungen an, mit denen sie beschäftigt wären.
Eine Ausnahme machten die Unabhängigen Christlichen Demokraten (UCD), eine fraktionelle CDU-Abspaltung. Sie brachten für die Bürgerschaftssitzung am 11. Juli 2001 den Antrag Nr. 0296/01-A ein, in dem eine Umbenennung vorgeschlagen wurde. In der Mai-Sitzung der Bürgerschaft war der Antrag in den Ausschuß für Stadtentwicklung und Ortsteile überwiesen worden, der dem Parlament die Ablehnung empfahl.
Der nationale Widerstand führte seitdem mehrfach Aktionen für eine Neubenennung durch. Im Herbst 2001 demonstrierten mehr als 400 vornehmlich junge Leute für eine Tilgung des Namens. In Flugblättern wurde über das Treiben des Stalin-Preis-Trägers informiert. 2002 veranstalteten die Volkstreuen einen neuerlichen Protestmarsch.
Dr. Joachim Hoffmann, einst viele Jahre im Militärischen Forschungsamt Freiburg als Wissenschaftlicher Direktor tätig, beschäftigte sich ausgiebig mit Ehrenburgs Rolle im 2. Weltkrieg. Den unmittelbaren Anlaß für seine Recherchen boten die 1991 in westlichen Medien abgedruckten Jubelarien über den "Meister der Satire" (der 1967 gestorbene Ehrenburg wäre in jenem Jahr 100 Jahre alt geworden).
Dr. Hoffmann: "Annähernd 3.000 seiner richtungsweisenden Artikel und Aufrufe sind zwischen 1942 und 1944 in einer dreibändigen Buchpublikation (...) noch einmal zusammengefaßt worden." Es handelte sich um Hetzpamphlete in "höchstoffiziellem Auftrag." "Der Haß Ehrenburgs verfolgte die deutschen Soldaten über den Tod hinaus. Und immer wieder mischen sich in seine Aufrufe unverkennbare Züge moralischen Irrsinns. Dies aber muß man wissen: das Wort Ehrenburgs war das Wort der Sowjetunion; er war es, der den Willen Stalins und der Sowjetführung den Truppen der Roten Armee einprägte."
Im Juli 1941, kurz nach dem Beginn des deutsch-sowjetischen Krieges, erklärte Ehrenburg: "Diese Kreaturen sind keine menschlichen Wesen. Sie sind schreckliche Parasiten. Sie sind schädliches Ungeziefer."
14. September 1941: "Man schämt sich für die Erde, auf der diese Leute gingen. Wie niederträchtig sie lebten! Wie niederträchtig sie starben!" – "Verglichen mit ihnen sind Kaffern und Zulus noch kultiviert."
20. September 1941: "Unser Geschäft besteht darin, Deutsche zu töten – es kommt nicht darauf an, wie. Schieße, um zu töten, Genosse! Du bist beauftragt, sie zu töten – schaffe sie unter die Erde!"
Die Sowjetführung um Josef Stalin befand sich zu diesem Zeitpunkt in einer militärischen, aber auch ideellen Klemme: Hunderttausende ihrer Soldaten waren zu diesem Zeitpunkt desertiert oder hatten die Waffen gestreckt – um an der Seite der Wehrmacht gegen das bolschewistische Regime zu kämpfen. Ob in der "Kornkammer" Ukraine, wo im Zuge der bolschewistischen „Entkulakisierung“ ein Ethnozid verübt worden war, in Weißrußland, Rußland oder den islamisch geprägten Gegenden des Südens – der 22. Juni 1941 wurde als Signal für eine Erhebung gegen das Kreml-Regime begriffen.
Nicht zu vergessen sind die jüngeren Ergebnisse der Geschichtsforschung gerade des postsowjetischen Raumes: Stalin rechnete mit einem europäischen Erschöpfungskrieg, in den er im geeigneten Moment offensiv einzugreifen gedachte. Das Ziel bestand in einer "Sowjetisierung" Deutschlands, wie es im Gefolge des 8. Mai 1945 dann ja auch in Gestalt der aus der SU eingeflogenen „Gruppe Ulbricht“ geschah. Frankreich war dasselbe Schicksal zugedacht.
Am 5. März 1941 hielt Stalin eine Rede vor Absolventen der Offiziersakademien, in der er einen Krieg – nicht nur defensiven Charakters! – als unausweichlich bezeichnete. Am 15. Mai 1941 instruierte die Politische Hauptverwaltung der Roten Armee die Truppenkommandeure darüber, daß jeder Krieg, egal ob Angriffs- oder Verteidigungskrieg, den Charakter eines "gerechten Krieges" habe. Einigkeit besteht über den Angriffsmonat (Juli 1941), wobei die Ansichten sich nur hinsichtlich des genauen Datums unterscheiden.
Ehrenburg setzte seine psychopathischen Haßorgien im Verlaufe des Krieges fort.
12. Oktober 1941: "Sie sind Perverse, Sodomiten und Süchtige in allen Formen der Bestialität. Sie ergreifen russische Mädchen und schleppen sie in ihre Bordelle."
11. November 1941: "Diese Banditen sind daran gewöhnt, im Zustand der Bequemlichkeit zu rauben. Sie verlangen Zentralheizung. Die wilden Bestien sollen sich nicht in unseren Häusern aufwärmen. Laßt sie in den Schneeverwehungen überwintern, diese Düsseldorfer Handelsvertreter und Heidelberger Studenten. (...) Wir werden ihren Feldzug für Winterquartiere in einen Feldzug für Gräber verwandeln."
25. Oktober 1942: "Diesen Stamm (den der Deutschen) vernichten wir."
In dieser Zeit entstand auch einer seiner berüchtigsten Aufrufe namens "Ubej!" ("Töte!"): "Von nun an ist das Wort "Deutscher" für uns der allerschlimmste Fluch. Von nun an bringt das Wort "Deutscher" ein Gewehr zur Entladung. Wir werden nicht sprechen. Wir werden uns nicht aufregen. Wir werden töten. Wenn Du nicht im Lauf eines Tages mindestens einen Deutschen getötet hast, so ist es für Dich ein verlorener Tag gewesen. (...) Wenn Du den Deutschen nicht mit der Kugel töten kannst, so töte ihn mit dem Seitengewehr. Wenn in Deinem Abschnitt Ruhe herrscht und kein Kampf stattfindet, so töte den Deutschen vor dem Kampf. Wenn Du den Deutschen am Leben läßt, wird der Deutsche den russischen Mann aufhängen und die russische Frau schänden. Wenn Du einen Deutschen getötet hast, so töte einen zweiten – für uns gibt es nichts Lustigeres als deutsche Leichen. Zähle nicht die Tage. Zähle nicht die Kilometer. Zähle nur eines: Die von Dir getöteten Deutschen! Töte den Deutschen!"
16. März 1944: "Die Deutschen stopften unsere Münder mit gefrorener Erde. Die Deutschen schlachteten uns ab. Die Deutschen, groß und klein, die Grausamen, die Fahläugigen, mit leeren Herzen."
Im Herbst 1944 brandeten die ersten Angriffswogen der Roten Armee gegen Ostpreußen.
24. Oktober 1944: "Es genügt nicht, die Deutschen nach Westen zu treiben. Die Deutschen müssen ins Grab gejagt werden. Gewiß ist ein geschlagener Fritz besser als ein unverschämter. Von allen Fritzen sind aber die Toten am besten."
Die vorangegangenen Aufrufe wie auch der folgende Erguß des offensichtlich Paranoiden sind, was die jüngere Menschheits-Geschichte betrifft, wohl als singulär zu bezeichnen. Solange die Mär von der "Alleinschuld" des Reiches am 2. Weltkrieg und der "Wehrmacht als Killertruppe" noch durch Medien und Schulbücher geistert, wird Ehrenburg von der salonbolschewistischen Kulturschickeria und ihren medialen Handlangern weiter mit Jubelarien gefeiert werden können.
"Tötet, ihr tapferen Rotarmisten, tötet! Es gibt nichts, was an den Deutschen unschuldig ist. Folgt den Anweisungen des Genossen Stalin und zerstampft das faschistische Tier in seiner Höhle. Brecht mit Gewalt den Rassen-Hochmut der germanischen Frauen; nehmt sie als rechtmäßige Beute. Tötet, ihr tapferen Rotarmisten, tötet!"
Quellen: National-Zeitung (April 2005); Der Widerhall (Nr. 25, Mai 2005)
Nicht mal jüdische Alternativen gewünscht
Mittlerweile hat sich eine Art "Ilja-Ehrenburg-Fanclub" gegründet, der sich für eine Beibehaltung des Straßennamens einzusetzen gedenkt. Die Ortsbeiratsvorsitzende Anke Knitter (SPD) will "den Rechten kein Erfolgserlebnis verschaffen" und haut in dieselbe Kerbe.
Die Aufregung ist eigentlich völlig abwegig – bewegt sich doch offenbar alles in politisch überaus korrekten Bahnen. Der OZ zufolge wurde 2001 seitens der Stadtteilvertreter (Ortsbeirat) eine Umbenennung in Max-Born-Straße in Erwägung gezogen. Born, wie Ehrenburg jüdischer Abkunft und 1882 in Breslau (Schlesien) geboren, verließ Deutschland 1933 in Richtung Großbritannien; 1954 erhielt der Physiker den Nobelpreis. Mitte der fünfziger Jahre nahm er seinen Wohnsitz in der Bundesrepublik Deutschland. Pöker schlug vor seiner Abdankung eine Umbenennung in Andrej-Sacharow-Straße vor. Sacharow (Sachar, deutsch: Zucker) wurde vom Westen während des Kalten Krieges als "sowjetischer Dissident" gehandelt und gehätschelt. Auch seine Person betreffend, wäre der politischen Korrektheit Genüge getan - durch einen gewissermaßen "innerjüdischen Austausch".
Doch wie heißt es so schön: Kommt Zeit, kommt Rat. Wie die Ereignisse in Riga beweisen, ist kein Monument, das für nationale Erniedrigung steht, von Dauer – nicht einmal ein Straßenschild.
Fortsetzung folgt ...
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Erstellt am Dienstag, 29. Mai 2007