Über 200 freie Stellen meldeten Wach- und Sicherheitsunternehmen sowie Detekteien der Hansestadt Rostock Ende April. Grund ist natürlich der Kaviar- und Globalisierungs-Gipfel G8, der den Firmen satte Aufträge beschert. Vor allem sind es Kleinunternehmer und Mittelständler aus der Innenstadt, die Stände, Läden und Bürogebäude, natürlich auch Belegschaften, vor Angriffen autonomer Horden schützen lassen wollen. Auch hier zeigt sich: Allzu groß scheint das Vertrauen in die staatliche Ordnungsmacht nicht mehr zu sein, was an den Polizeibeamten, die ihren Dienst nach bestem Wissen und Gewissen versehen, nun gewiß nicht liegt. Stellenabbau, marode Gebäude, Überlastung mit Einsätzen und eine in dieser Zusammenschau schlechte Bezahlung sorgen zunehmend für Frust und - Wut über gewalttätige Demonstranten. Die werden, wie einer vom "Antifa"-Lager "geknackten" Forumsseite der Polizei zu entnehmen ist, fast durchweg dem antinationalen Lager zugerechnet, was der Wirklichkeit ohne Wenn und Aber entspricht.
Die polizeilichen Ersatztruppen haben nun während der Gipfel-Tage besondere Schmeckerchen zu erwarten. Der Betriebsleiter der Firma WSD will, so zumindest ist es der Ostsee-Zeitung vom 16. Mai 2007 zu entnehmen, seinen Mitarbeitern G8-Zulagen zwischen 30 und 50 Prozent zahlen – "je nach zu schützendem Objekt", berichtet das Blatt. Grund zur Zuversicht im Sinne von Festanstellungen bestehe aber nicht, tritt ein anderer Firmenchef auf die Euphoriebremse. Ohnehin zählen Wachleute zu jenen, die am unteren Ende der Lohnskala herumrudern, wobei es keiner Übertreibung gleichkommt, von arbeitenden Arbeitslosenhilfeempfängern zu sprechen (der Preiskrieg in der Branche ist halt immens).
Und - schon im Hinblick auf den Gipfel schaut’s offenbar nicht überall so "rosig" aus wie bei WSD. Die Firma S. zahlt nach Auskunft eines Wachmannes während des Gipfels 4,67 Euro pro Stunde – schlappe 40 Cent mehr als sonst. Die Arbeitszeit betrage dabei im Schnitt zwölf Stunden – von 5 bis 17 Uhr!
Fast schon automatisch ergibt sich daraus die Frage, wie es um die Vorbereitung der Sicherheitsleute auf die angespannte Lage während der Kundgebungen und Demonstrationen bestellt ist. Im OZ-Beitrag liest man von "speziellen Schulungen". Gewiß werden die Verantwortlichen ihre Mitarbeiter auf die besondere Situation einstellen. Nur läßt sich die eigentliche Bestimmung und somit der Ausbildungsstand nicht binnen weniger Tage verändern. Angehörige von Wach- und Sicherheitsunternehmen sind fraglos in der Lage, in einer Disko für Ruhe und Ordnung zu sorgen, gewalttätige Stadionbesucher zur Raison zu bringen oder einen Geldtransport sicher von A nach B zu befördern. Für möglicherweise bürgerkriegsähnliche Zustände sind sie nicht ausgebildet, was überdies nicht wünschenswert ist.
Feststeht: Die Billiglöhner, egal, ob sie nun die grüne Polizeiuniform oder die einer Sicherheitsfirma tragen, halten ab Ende Mai den Kopf hin für jene, die innerhalb des exorbitanten Sicherheitszaunes weiter an ihrem Eine-Welt-Szenario basteln: Aushebelung letzter staatlicher Oberhoheit zugunsten einer grenzenlosen Mobilität von Waren, Kapital und Menschen. Gewachsene Völker und Kulturen sind da das beste Gegenmittel, welches ohne den Spruch "Bei Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker" auskommt.
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Erstellt am Montag, 21. Mai 2007