Rostock gentechnikfreies Anbaugebiet?

Bündnis-90-Bürgerschaftler: im Zweifel für das System - und gegen die streitbare Sache.

Am Montag, den 16. April, hatte die Fraktion Bündnis 90 in der Rostocker Bürgerschaft zu einer abendlichen öffentlichen Fraktionssitzung eingeladen. Hintergrund war ein Beschluß der Bürgerschaft zur gentechnikfreien Landwirtschaft in Rostock, der auf Initiative der Bündnis-90-Fraktion gefaßt worden war.

Den Einstieg in das Thema "Auf dem Weg zur gentechnikfreien Landwirtschaft in Rostock" bildete der Film "Die Genverschwörung" vom SWR Mainz. Die sich anschließende Diskussion leitete ein Präsidium, in dem Johann-Georg Jaeger (Fraktionssitzender Bündnis 90), Manfred Ladwig (Autor des Filmes "Die Genverschwörung"), Silke Meinhard (Dipl. Agraringenieurin, Mitarbeiterin der Firma "Biofrisch"), Dr. Markus Kampf (Ökolandwirt) und Dorothea Voss, Heilpraktikerin.

Zunächst skizzierte Herr Jaeger die Versprechen der Gen-Industrie:

1. "Gentechnik ist nicht mehr aufzuhalten und habe bereits eine weltweite erfolgreiche Verbreitung erfahren" - dies sei falsch. Die Hauptanbaugebiete von Gen-Soja, Genraps und Gen-Mais lägen in den USA, Kanada, Argentinien. In Europa seien die Verbreitungsgebiete noch verschwindend gering. Widerstand gegen die Gentechnik sei möglich.

2. "Anbau schont Umwelt durch geringeren Pestizideinsatz". Dies sei falsch. Zwar seien die Gentechnik-Pflanzen gegen diese Pestizide, die alle Unkräuter beseitigen sollen, unempfindlich. Doch schon nach wenigen Jahren werden einige Pflanzen zunehmend unempfindlich - es bilden sich Super-Unkräuter. Sie könnten nur mit erhöhten Dosen bekämpft werden. Statt 1-2 Litern müßten jetzt 10-12l eingesetzt werden. Durch den längerfristig steigenden Pestizideinsatz nehmen die Gewinne der Gentechnik-Unternehmen, die ursprünglich reine Chemie-Konzerne waren, ständig zu.

3. "GVO führt zu höheren Erträgen". Dies sei nachweislich dauerhaft nicht der Fall. Die Abnahmepreise auf den Weltmärkten sei für Gentechnik-Produkte deutlich niedriger als für konventionelle Erzeugnisse. Immerhin: Den Aktionären werde eine Profitmaximierung um 20% jährlich versprochen.

4. "Es kommt zu einem Aufblühen der Bio-Technik-Industrie" und "Wir dürfen den technologischen Anschluß nicht verpassen" lauteten weitere Aussagen der Gentechnik-Industrie. Auch dies sei falsch: Nur etwa 500 Arbeitsplätze entstünden bundesweit durch den "GVO-Anbau" - im Gegenzug würde aber weit mehr Beschäftigung vernichtet. Eine kleinteilige, arbeitsintensive und damit auch arbeitsplatz-schaffende ökologische Landwirtschaft mit tausenden Mitarbeitern werde zerstört oder unmöglich. HIPP beispielsweise plane nur noch Rohstoffe von Bio-Erzeugern abzunehmen, die 30 km vom nächsten GVO-Anbaugebiet entfernt lägen. Die Risiken der Gentechnik lägen in den Anbaugebieten und bei den Konsumenten. Die Profite hingegen wanderten zu den Agrochemie-Gentechnik-Konzernen, bei denen eine Forschung in kleinen hochspezialisierten Zentren mit relativ wenigen Mitarbeitern erfolge. Die meisten Anbieter - wie etwa Monsanto planten in Zukunft zudem eine Direktvermarktung von Saatgut und Agrochemie, so daß auch ein Vertriebsnetz mit einigen hundert Mitarbeitern entfiele. Österreich, Ungarn, die Schweiz und Polen hätten den Anbau von gentechnisch veränderten Organismen quasi verboten und würden in der Bevölkerung keineswegs eine rückständige Politik betreiben.

5. „Die Koexistenz zwischen GVO und GVO-freier Landwirtschaft ist möglich“ verkünde die Gentechnik-Lobby. Das Schweizerisches Bundesumweltamt habe schon 2002 in Studien nachgewiesen, daß eine solche Koexistenz nicht möglich sei. Während Landwirtschaftsminister Backhaus einfältig mit Sprüchen, wie "MV tut gut", für das Land werbe, ziehe eine große Gefahr herauf. Ein "Supergau" wie die Vogelgrippe, bei der die Zahl der Buchungen allein auf Rügen 2006 um 30% zurückgegangen sei, könne sich ein Urlauberland wie Mecklenburg-Vorpommern nicht leisten. - Die Voraussetzungen für den GVO-Anbau hätten sich zudem überlebt. Die DNS’ in der Pflanzen hätten sich als veränderlich erwiesen und müßten im Wechselverhältnis mit dem Gesamtstoffwechsel und den Umweltbedingungen beachtet werden. Die Eigenschaften der Organismen könnten nicht im Baukasten-System gewählt werden.

In der sich anschließenden Diskussion wurden dann folgende Vorschläge unterbreitet:

- das Gentechnikgesetz müsse gegen den GVO-Anbau und für umfassenden Verbraucherschutz novelliert werden
- mit ganzer Kraft sollten sich die Aktivisten gegen die Patentierung von Leben einsetzen,
- man solle sich mit Gleichgesinnten gegen die neue Schweinemastanlagen engagieren,
- die Monokultur-Landwirtschaft solle aus Leibeskräften bekämpft werden,
- jeder müsse sich fragen, welches Risiko er eingehen wolle, wenn er mit GVO-Anbau konfrontiert werde,
- etwa 10% der Bevölkerung wollten nur Bio-Produkte einkaufen, dieser Anteil sei durch wirksame Werbemaßnahmen zu erhöhen, denn das Natürlichste mit kürzestem Weg zum Verbraucher sei das Gesündeste

„Mit NPD-Leuten wollen wir hier nichts zu tun haben."

Landtagsabgeordneter Raimund Borrmann, NPD, stellte an Filmautor Manfred Ladwig die Frage, wie lange sich nach dessen Einschätzung der Ökolandbau noch gegen den Gentechnikanbau behaupten könne. Auf diese Frage mochte der angesprochene Experte keine eindeutige Antwort geben, er versicherte aber, daß bei einem zunehmenden Anbau von gentechnisch veränderten Pflanzen die Biolandwirtschaft im Mecklenburg und Vorpommern keine Zukunfts-Chance habe.

Erregt und sichtlich verärgert ergriff der Christ und Fraktionsvorsitzende Johann-Georg Jaeger das Wort: "Mit NPD-Leuten wollen wir hier nichts zu tun haben. Es ist eine Unverschämtheit, daß Sie hier auftreten. Wir haben mit ihnen nichts gemeinsam!" Und er fügte noch hinzu: "Ich arbeite dann doch lieber mit Frau Broer zusammen, die ist mir tausend mal lieber als Sie!" Damit war die bislang offene und freie Diskussion abrupt beendet. Frau Professor Broer, eine die Gentechnik-Industrie eher befürwortende Lehrstuhlinhaberin an der Universität Rostock, wird sich freuen, nunmehr von Seiten ihrer alten Kritiker und Widersacher ein derartiges Angebot zu erhalten. Wir Nationaldemokraten sind gespannt, wie sich diese Zusammenarbeit gestalten wird.

Wir sehen: Wenn es um politische Korrektheit geht, stehen die Vertreter der etablierten Parteien auf der Seite des Systems - und verraten Sache des Volkes. Von diesen Opportunisten wird man nur Pyrhos-Siege erhoffen dürfen, aber keine radikales Eintreten für das oberste aller Rechte: das Recht auf Leben - ohne giftigen Genfraß.

Nur eine politische Kraft kann dieses Recht radikal durchsetzen: die NPD!
zurück | drucken Erstellt am Samstag, 21. April 2007