Bürgerreaktionen auf Heiligendamm-Flugblatt

Wie wir bereits berichteten wurden im Landkreis Bad Doberan Flugblätter verteilt, welche über die neuerlichsten Machenschaften im Seebad Heilgendamm im Zusammenhang mit dem G8-Gipfel aufklärten. Zu dem Flugblatt erreichten uns verschiedene Leserreaktionen, von denen nachfolgend eine stellvertretend wiedergegeben wird.


Sehr geehrte Parteimitglieder!

Heute haben wir Ihre Postsendung "Sind die denn total verrückt? Schildbürgerstreich zum G8-Gipfel in Heiligendamm" erhalten, und es gab große Diskussionen bei uns. Da ich vor 45 Jahren im schönen Ostseebad Kühlungsborn geboren wurde und Heiligendamm für uns am Wochenende ein beliebtes Ausflugsziel war, kann ich nur noch mit Wut im Bauch über die Machenschaften in Heiligendamm reden.

Unsere schöne Heimatlandschaft in und um Heiligendamm wird immer mehr zur Schande für Mecklenburg, Deutschland und jetzt auch noch für die ganze Welt. Den landschaftlich so schön gelegenen Buchenwald in dem wir als Kinder und Jugendliche als Abendteuerspielplatz genutzt haben – mit Gitarre, Angelzeug und Lagerfeuer am Strand genossen hatten, wurde jetzt mit drei Meter hohen Bretterverschlägen eingezäunt. Vom Sicherheitsdienst der „Fundusgruppe“ wird jeder dort vertrieben. Mit dem Fahrrad oder zum Wandern traut man sich ja weder an den Strand, noch in den Wald. Ebenfalls sind fast alle meiner Freunde und Bekannten, die früher in Heiligendamm wohnten regelrecht "vertrieben" worden.

Als der Kriegstreber Bush im vorigen Sommer für drei Nächte dort "gehaust" hat, kam ich ein paar Tage vorher gerade vom Urlaub aus Berlin. Wir fuhren mit dem öffentlichen Bus von Rostock nach Kühlungsborn. In Heiligendamm wurde dann der Bus gestoppt und von uniformierten und zivilen Spezialkräften durchsucht. Da ich historische Waffen sammle, habe ich von einem Kriegsveteranen aus Berlin ein Bajonett vererbt bekommen, an dem er sehr hang. Das Bajonett war in einem Geschenkkarton eingewickelt und verpackt bei meiner Lebensgefährtin in der Reisetasche verstaut. Von allen Mitreisenden wurden die Taschen mit Metalldetektoren kontrolliert. Wir mussten den Bus verlassen und wir wurden verhaftet oder wie sie sagten "zugeführt" oder so ähnlich. Nach einem zweistündigen Verhör, Leibesvisitation und Überprüfung unserer Daten per Funk und Computer wurde uns das Bajonett weggenommen. Wir kamen uns vor wie Schwerverbrecher und mussten, nachdem wir dort Platzverweis bekamen den Ort sofort verlassen. Da kein Bus mehr fuhr, mussten wir mit dem schweren Gepäck auf den Bahnschienen entlang in Richtung Kühlungsborn zu Fuß zur nächsten Molli-Haltestelle "Steilküste" (ca. 5 km entfernt) laufen.

An dem Tag, als der Präsident Bush dann ankam, glich die Umgebung zwischen Kühlungsborn und Bad Doberan einem Hochsicherheitstrakt oder Kriegsgebiet. Wir durften in Kühlungsborn nicht einmal mit dem Boot ausfahren, da Kriegsschiffe und Polizeiboote sowie Kampftaucher dies verhinderten. Auf Feld, Wald und Flur standen und lagen überall schwerbewaffnete Sicherheitskräfte, Straßensperrungen waren überall an der Tagesordnung, Hubschrauber umkreisten ständig die Gegend. Mit Angst und Besorgnis denken wir jetzt schon an den G8-Gipfel in diesem Jahr, da ja nun viel, viel mehr hochrangige Politiker anwesend sein werden.

Meine Lebensgefährtin ist noch heute traumatisiert, da sie vor drei Jahren vom Sicherheitsdienst des Hotels in Heiligendamm genau vor dam großen Findling, der bei Ihnen abgebildet war, brutal vom Fahrrad gerissen wurde, da dort plötzlich Fahrradverbot sein sollte. Sie hat sich dabei das Kniegelenk verrenkt und verstaucht, und war zwei Wochen krank geschrieben. Sie wollte nur mit der Tochter die Seebrücke besichtigen. Wie weit wird es dieses Jahr beim Gipfeltreffen gehen?

Ich kann mir gut vorstellen, daß sich nicht alle Bürger die Willkür unserer "Demokratie" so gefallen lassen werden. Da ich von Beruf Diplomkameramann war, kann ich mir es nicht unbedingt vorstellen, daß der "Stein des Anstoßes" von 200 Tonnen wirklich stört. Er müsste ja auch erst einmal transportiert, sowie "versteckt" werden. Letztendlich wird das Land diesen ganzen Aufwand bezahlen müssen (also mal wieder wir).

Ich möchte Sie bitten, falls Sie diese kleine Episode veröffentlichen sollten, meinen Namen nicht zu nennen, da ich zu DDR-Zeiten die damalige "Demokratie" in Berlin-Hohenschönhausen am eigenen Leibe erleben durfte. Auch meine Eltern sind Heimatvertriebene aus dem ehemaligen Deutschland 1945, die gerade noch so mit dem Leben davon gekommen sind, Haus und Landwirtschaft verloren haben. Meine Opas und eine Oma von mir haben den Krieg zwar gerade so überlebt, sind jedoch von den Russen verschleppt worden und haben Wokuta nicht überstanden.

Ich liebe meine Heimat über alles, und wir beschäftigen uns schon sehr lange und intensiv mit der Arbeit Ihrer Partei. Bei den Wahlen gibt es auch nur eine Alternative für uns und unseren Freundeskreis. Aus genannten Gründen habe ich jedoch bis heute noch nicht den richtigen Mut fassen können, mich offiziell zur NPD zu bekennen. Ich bin jedoch nach den letzten Wahlen zuversichtlicher geworden. Deshalb bitte ich Sie mir Infomaterial zu schicken.

Meine Tochter ist in der Beziehung unvoreingenommener und sehr viel mutiger, zu zeigen und zu sagen, zu wem sie steht. Dadurch hat sie es jedoch wieder in der Schule schwerer, v oralen Dingen den Lehrern gegenüber. So viele Menschen können sich nicht alle täuschen, sagt sie täglich zu mir und freut sich schon auf Ihren 18. Geburtstag, der demnächst ist, um endlich zur Wahl gehen zu dürfen. Sie wünscht sich gerne von Ihnen die "Schulhof-CD", die ihr von der Schulleitung eingezogen wurde, und sie einen Verweis bekam. Ich kenne zwar den Inhalt der CD nicht, war darüber aber sehr erbost wegen dem Verweis. Vor allem schimpft sie über die Ausländerpolitik. Für sie geht es jetzt um die weitere Zukunft und sie möchte gern Journalistin werden. Das bereitet uns auch sehr viel Schwierigkeiten, angesichts der Arbeitslosigkeit.

Ich hoffe, daß noch mehr Leute Ihre Politik unterstützen, damit endlich mehr Recht und Gerechtigkeit in Deutschland einziehen kann.

Mit freundlichen Grüßen



zurück | drucken Erstellt am Donnerstag, 18. Januar 2007