Gedenken an Rostocker Ehrenbürger



Am 12. Januar vor nunmehr 60 Jahren starb im sowjetischen Sonderlager Sachsenhausen einer der großen Seekriegs-Offiziere des Ersten Weltkriegs. Fregattenkapitän Karl August Nerger machte sich bei Freund und Feind einen Namen als Kommandant des Hilfskreuzers Wolf. Dessen Aufgabe bestand im Stören der Versorgungsrouten von Kriegsgegner Großbritannien, der auf Lieferungen aus seinen Kolonien angewiesen war. Die Operationsgebiete hießen Südatlantik und Indischer Ozean. Als in der Heimat niemand mehr so recht an eine Rückkehr glauben wollte, erreichten Wolf und Besatzung im Februar 1918 wohlbehalten ihren Heimathafen Kiel.

Nerger wurde am 25. Januar 1875 in Rostock als Sohn eines bekannten Gymnasiallehrers geboren. Als Seekadett trat er 1893 in die Kaiserliche Marine ein. 1900 fuhr er als Oberleutnant zur See auf S. M. S. Iltis. Die Besatzung operierte vor allem in Ostasien. 1914 wurde er Kommandant von S. M. S. Stettin.

Über den Hilfskreuzer Wolf II heißt es auf der Weltnetzseite des Arbeitskreises historischer Schiffbau:

"Am 8. März 1913 fand bei der Flensburger Schiffbaugesellschaft … der Stapellauf des Frachtschiffes WACHTFELS für die DDG Hansa in Bremen statt. Der Dampfer war 11.200 t groß und hatte eine Länge von 135 m, eine Breite von 17,2 m. Mit einer Maschinenleistung von 2.800 PS erreichte er eine Geschwindigkeit von 10,5 Knoten.
Im Sommer 1916 wurde der Dampfer auf der Kaiserlichen Werft in Wilhelmshaven zum Hilfskreuzer umgebaut. Er erhielt 7 Schnellfeuerkanonen von 15 cm und vier Torpedorohre. Außerdem bekam er eine Feuerleiteinrichtung , Scheinwerfer und ein Bordflugzeug vom Typ Friedrichshafen FF 33, später Wölfchen genannt. 465 Minen vervollständigten die Ausrüstung.
Im Dezember 1916 verließ der Hilfskreuzer mit 348 Mann Deutschland und führte … Handelskrieg. Nach 444 Tagen auf See kehrte der Hilfskreuzer am 24. Februar 1918 nach Kiel zurück.
Fregattenkapitän Karl August Nerger bekam für seine Leistung den Orden ,Pour le Mérite’. Am 5. 4. 1919 wurde das Schiff an Frankreich ausgeliefert und später an die Firma Cie. Messagieres Maritimes in Paris in ANTINOUS umgetauft. 1931 zum Abbruch an Italien verkauft. (…) Der Generalplan der WACHTFELS und Fotos aus dem Nachlaß von Fregattenkapitän Nerger dienten als Bauvorlage."


Am 3. März 1918 verlieh der Rostocker Rat Nerger die Ehrenbürgerwürde. 1919 erhielt er als Kapitän zur See die Ehrendoktorwürde der Medizinischen Universität seiner Geburtsstadt. 1929 begann Karl August Nerger eine Tätigkeit im Direktorium der Siemens-Schuckert-Werke (Berlin).

Seine Erinnerungen legte Fregattenkapitän Nerger in einem Buch mit dem Titel "SMS Wolf" nieder. Ernst Schäffer widmete ihm in "Pour le Merite. Stürmer in Grau und Blau" (Berlin 1932) eines von 18 Porträts.
zurück | drucken Erstellt am Sonntag, 14. Januar 2007