"Macht einfach eure Augen zu..."

Vergangenheitsbewältigung a la Bretschneider.

Neubrandenburg. Gelangweilt sahen sie aus und sie waren es wohl auch: Wie sollte es auch anders sein. Unsere Landtagspräsidentin kommt zu Besuch und hat nichts Anderes zu erzählen, als das, was die Medien uns sowieso tagein, tagaus vorbeten. Sie liest Geschichten von einer Mutter im Konzentrationslager und ihren Erlebnissen vor - bei Kindern der 4. Klasse in der Grundschule "Uns Hüsung".

Das Buch stammt von der Jüdin Batsheva Dagan aus Israel, welche in der Republik herumreist und Kindern ihr Geschichtsbild "näherbringt".

Die Vorlesestunde steht in Zusammenhang mit dem bundesweiten Vorlesetag. In deren Programm stehen Büchervorschläge für die jeweiligen Klassenstufen. Aufgelistet sind Grusel- und Abenteuergeschichten, aber auch Geschichten mit Witz. Holocaustgeschichten sind dort nicht verzeichnet. Aber es sind ja auch nur Empfehlungen, und da wir hier im Land Mecklenburg Vorpommern ein Problem mit den Rechten haben, gibts halt Holocaust-Lektüre. Schlußendlich "darf" sich jeder Schüler ein Exemplar mit nach Hause nehmen. Wie schön...

Sylvia Bretschneider scheint also das Bemühen der Landesregierung, den Kampf gegen Nazis, lieber selbst in die Hand nehmen zu wollen, vertraut also den aufgehetzten Lehrern nicht so recht. Sie ist sich des schwierigen Stoffes rund um den Schuldkult bewußt, sagt jedoch „...aber es ist notwendig, auch Kinder in jungen Jahren damit zu konfrontieren." - Na klar, weil das Thema ja nicht omnipräsent ist.

Sie gibt den Viertklässlern offenbar Nachhilfe im Sachen Holocaust, damit diese auch von Anfang an wissen, wie dieser ablief - und sich ja keine eigenen Gedanken machen müssen. Die Bilder und die wiedergegebenen Eindrücke meiner Tochter belegen das Desinteresse, welches Kinder an solch einem Thema hegen.

Das Buch kam übrigens gleich nach Einsicht und innerer Wut seinem Verwendungszweck zu: Im Bücherregal jedenfalls stehts nicht. Ich als Mutter hatte von der Vorlesung vorher keine Kenntnis, sonst wäre meine Kleine wohl krank gewesen.


Eine zornige Mutter
zurück | drucken Erstellt am Donnerstag, 31. Januar 2008