Begaste am (Stadt-)Werk?

Die Pasewalker müssen bei den Gaspreisen am tiefsten in die Tasche greifen.

Was viele Kunden der Stadtwerke Pasewalk bislang nur vermuteten, ist nun dank der Weltnetzseite verivox.de amtlich. Demnach wird den Pasewalkern bei den Gaspreisen bundesweit am tiefsten in die Tasche gegriffen. Bei einem Musterhaushalt mit vier Personen und einem Jahresverbrauch von 20.000 Kilowattstunden verlangen die hiesigen Stadtwerke 1.648 Euro. Das sind ungefähr 500 Euro mehr als im niedersächsischen Buxtehude, Sitz des derzeit billigsten Anbieters, der pro Jahr 1.104 Euro verlangt.

Unter den insgesamt 741 verglichenen Unternehmen nehmen die Pasewalker Stadtwerke die traurige Spitzenposition ein. Obwohl der Landkreis Uecker-Randow auch in anderen Bereichen – z. B. Arbeitslosenquote, Spritpreise, Durchschnittsalter, Alkoholabhängige – gleichfalls bittere Spitzenplätze belegt, passen die Zahlen nicht unbedingt zusammen. Sie spiegeln allerdings die Funktionsweise des maroden BRD-Systems wider: Spiel der freien Kräfte - den Armen nehmen, den Reichen geben.

Entlarvend ist nun, auf welche Weise die Verantwortlichen in Pasewalk die abnormen Preise rechtfertigen. Stadtwerke-Geschäftsführer Horst Ebelt bestreitet einfach, der teuerste Anbieter in der Bundesrepublik Deutschland zu sein. Seiner Meinung nach wurden Tarife verglichen, die man nicht miteinander vergleichen kann. Aha!

Politfunktionäre aller Fraktionen der Pasewalker Stadtvertretung geben sich ahnungslos und empört. Das Skurrile: sie sitzen teilweise selbst im Aufsichtsrat der Stadtwerke und beschließen laut Gesellschaftsvertrag die Gaspreise mit.

Der Pasewalker SPD-Fraktionsvorsitzenden Michael Ammon beispielsweise ist dort seit 1999 Mitglied und bekam so regelmäßig die Tarife zur Bestätigung vorgelegt. Heute fordert er vom Geschäftsführer Ebelt eine Erklärung über die Höhe der Gaspreise. Doch wenn in einem Aufsichtsrat jahrelang - ohne zu hinterfragen -lediglich abgenickt wurde, waren und sind eindeutig die Falschen am Werk!

Pasewalks Bürgermeister Rainer Dambach, gleichzeitig Vorsitzender des Aufsichtsrates der Stadtwerke, war einen Tag nach der skandalösen Veröffentlichung auf Dienstreise. Nicht etwa im niedersächsischen Buxtehude, um sich dort ein paar Anregungen für billigere Gaspreise zu holen – nein, der Mann weilte in Israel.

Es wird somit Zeit, daß ins Pasewalker Rathaus endlich Bewegung gelangt. Im nächsten Jahr wird auch in der vorpommerschen Stadt ein neues Kommunalparlament gewählt.
zurück | drucken Erstellt am Freitag, 28. März 2008