Wohnungsnot in den Kaiserbädern

In der Gemeinde Ostseebad Heringsdorf hat sich auch im neuen Jahr hinsichtlich der Wohnungssituation nichts zum Besseren gewendet. Die Not an (bezahlbaren) Unterkünften ist nirgendwo auf der Insel Usedom so besorgniserregend wie in den Kaiserbädern. Die Situation auf dem lokalen Wohnungsmarkt wird von vielen Bürgern der Gemeinde als mehr wie "angespannt" und "kritisch" bewertet.

Im Monat März 2009 lagen der Gemeindeverwaltung pro gemeindeeigner Wohnung 450 Wohnungsanträge vor. Demgegenüber kostet ein Quadratmeter unbebaute Fläche bis zu 450 Euro. Damit ist der Eigenheimbau als Alternative zur Mietwohnung von vornherein für viele Einheimische ausgeschlossen.

Angesichts dieser Grundstückspreise, die mit denen im Norden Sylts gleichzusetzen sind, muß endlich ein kommunales Konzept mit einem Zeitplan zur Schaffung von neuen gemeindeeigenen Wohnungen auf den Tisch. Doch statt daran zu arbeiten, schnellst möglich den Wohnungsbedarf wenigstens in Ansätzen decken zu können, verzettelten sich kommunale Verantwortungsträger in kuriose Rechtsstreitigkeiten bei Wohnungsangelegenheiten.

Kommunales Sorgenkind "Seepark"

Neben den Klagen von Mietern über Baumängel und über Schimmelbefall an den Wänden, ist die Bansiner Wohnanlage "Seepark" spätestens durch einen langatmigen Rechtsstreit in Aller Munde. Zu Letzterem bezifferte der Bürgermeister der Gemeinde, Klaus Kottwittenborg, die Prozesskosten angeblich "nicht allzu viel unter 100.000 Euro". Tatsächlich liegt die Summe der gerichtlichen Auseinandersetzung definitiv im sechsstelligen Bereich. Lokale Medien rückten im November des letzten Jahres sogar staatsanwaltliche Prüfungen in die Öffentlichkeit, die in einer Befragung von Aufsichtsratsmitgliedern der Wohnungsgesellschaft Heringsdorf/Ahlbeck mbH mündeten. Die Berichterstattung informierte über den Verdacht gegen den Bürgermeister, die Prozeßkosten aus der Haushaltskasse der Wohnungsgesellschaft beglichen zu haben.

Auszüge aus dem Fragekatalog

Im Rahmen des Einwohneranfrage-Rechtes wurde dem Bürgermeister nachfolgende Fragen schriftlich gestellt:

- Wieviele Wohnungsanträge wurden von der Gemeindeverwaltung als dringlich eingestuft?
- Wieviele Anträge wurden von Wohnungssuchenden eingereicht, die nicht in der Gemeinde gemeldet sind?
- Wieviele Wohnungen wurden überhaupt von der Gemeindeverwaltung gebaut oder erworben?
- Wie hoch waren die monatlichen durchschnittlichen Mieteinnahmen und Ausgaben der Wohnungsgesellschaft Heringsdorf/Ahlbeck mbH für Wohnungen aus kommunalem Eigentum?
- Wieviele gemeindeeigene Wohnungen werden von der Gemeindeverwaltung als "Sozialwohnungen" eingestuft?


Bürgermeister der Hoteliers

Heute reihen sich Ferienhäuser und Hotelanlagen in erster und zweiter Reihe entlang der Promenade wie Perlen an einer Kette. Die Einwohner mußten seit 1990 das Feld räumen und wurden damit vertröstet, in kostengünstige Sozialwohnungen ziehen zu können – die aber nicht immer bereit standen! Gegenüber dem „Boom“ touristischer Zweckbauten, steht der soziale Wohnungsbau in den Dreikaiserbädern in keinem gesunden Verhältnis. Tonangebend sind nach wie vor einige Touristiker und Hoteliers, die dem Heringsdorfer Haushaltssäckel für das Jahr 2008 einen Überschuß in Höhe von 1,5 Millionen bescherten. Damit ist klar, wer sich auch künftig nach wem zu richten hat. Wen wundert`s daher, daß dieses Geld wieder einigen Hotelbesitzern zu Gute kommt. Unschwer ist vor diesem Hintergrund zu erraten, welche Interessen "unser" Bürgermeister wahrnimmt. Die der einheimischen "Seebadianer" gewiß nicht!
zurück | drucken Erstellt am Mittwoch, 22. April 2009