Erst zocken, dann mauern!

Knüppeldickevoll sind die Auftragsbücher der Heringsdorfer Strandkorbfabrik.

Dennoch hat das Traditionsunternehmen kürzlich Insolvenz angemeldet. Kurz vor Weihnachten 2008 stellte Geschäftsführer Mathias Fromholz beim Amtsgericht Stralsund einen entsprechenden Antrag. Die Rede war – offiziell zumindest – von der zuletzt stark zurückgegangenen Nachfrage, die in einem rein marktorientierten System natürlich entscheidet. Auch machen Billighersteller aus Asien und Osteuropa den hiesigen Herstellern das Leben zuweilen recht schwer. Doch erklärte selbst der Insolvenzverwalter, daß bei aller Konkurrenz am Markt die Nachfrage nicht die schlechteste sei.

Warum steht das 80 Jahre alte Unternehmen, übrigens das einzige seiner Art in Mecklenburg, derart mit dem Rücken zur Wand? Auf Nachfrage von Bürgern wurden die eigentlichen Zusammenhänge deutlich: Die Auftragsbücher der weltweit ältesten Strandkorbfabrik sind sehr gut gefüllt. Doch müssen auch die Heringsdorfer während des Herstellungsprozesses in Vorkasse gehen, sprich, eine Zwischenfinanzierung organisieren. Genau hier versagen die Banken, enthalten sie der Betriebsführung und ihren 43 Angehörigen Gelder vor, die einmal nicht der Spekulation, sondern der Werterschaffung dienen. Deshalb ist der sonst reibungslos laufenden Heringsdorfer Strandkorbmotor ins Stottern geraten.

Spekulation statt Schaffenskraft?

Da ballt sich einem die Faust in der Tasche! Erst ermöglicht die Politik den Geldhäusern, "Knete" in Milliardenhöhe auf den Finanzplätzen zu verbrennen. Dann spannt genau diese Politik einen "Rettungsschirm" auf, der den Balsam für die ach so geschundenen Spekulanten-Seelen liefert und den Steuerzahler mit 500 Milliarden belastet. Kommt es wirklich drauf an, den Schaffenden einmal unter die Arme zu greifen, stellen sich die Raffenden quer.

Am gestrigen Freitagabend verteilten nationale Aktivisten in den Usedomer Seebädern und umzu Flugblätter, in denen die Menschen über diese Zusammenhänge aufgeklärt wurden. Im Hinblick auf die Kommunalwahl am 7. Juni können sich die Systemparteien und ihr durch Geldzahlungen beisammen gehaltenes Klientel schon einmal warm anziehen!
zurück | drucken Erstellt am Montag, 12. Januar 2009